21.2.

Im Dunkeln nach Hause gekommen, die Treppe hoch, so als ob dort ein Telefon klingele – daran kann ich mich noch erinnern, wie das war, wenn man dann nicht schnell genug aufgeschlossen hatte und das Gespräch mit jemandem am anderen Ende der Leitung übernahm, der sich bereits mit dem Band des Anrufbeantworters abgefunden hatte: »Ah, du bist ja d o c h da!« (usw. usf.) – so ähnlich, aber doch ganz anders, denn ich hatte mich ja schon ab dem Nachmittag darauf gefreut, die Balkontür aufzumachen. Draußen war es still, dunkel, irgendwie sogar noch dunkler, wie mir schien, aber vor allem war es von der Temperatur her angenehm, beinahe lau, sodass die Tür gut offenstehend bleiben durfte. Wie viele? Viele. Wochenlang hatte ich das entbehrt.

Das Quietschen auch total vergessen. Jetzt war es wieder da (und mit dem Geräusch der Blässhühner kam auch die Erinnerung daran sofort wieder. War es demnach also gar keine?) Klang verrostet, wie ein mühsam zugeschraubter Hahn (Wasser-). Sich dehnendes Schiffshupen hatte ich auch schon lange nicht mehr. Im Dunkeln liegen bei offener Tür und auf die Geräusche warten, wie sie sich präsentieren. So leicht, so nebenbei, schön.

Was man im Winter durch den Zwang zu geschlossenen Fenstern verpasst, ist mit Schneedecken nicht aufzuwiegen. Allein, dass ich am Morgen den Parka am Haken lassen konnte, dies Glücksgefühl, nicht bloß Erleichterung! Winterparka will man wirklich nicht werden. Er kann noch so schön sein, irgendwann hat er alle Unlust am widrig gewordenen Dasein, allen Hass auf die dunkle und kalte und isolationshaftmäßige Jahreszeit auf und später in sich gezogen (nicht umsonst sind die Steppjacken nach dem Prinzip eines Zigarettenfilters konstruiert). In den T-Shirts steckt auch im Winter noch Freude vom Frühlingsbeginn, Freude am Sommer, aber Wehmut auch, beim Abschied vom Sommer. In den Parkas überwintert im Sommer der Hass.

Morgen, so dachte ich, während ich im Dunkeln lag, auf das Einschlafen wartete und von fern kam ein gütiges Schnattern, setze ich als erstes die Schnecken vor die Tür. Die hatten sich kurz nach Weihnachten schon in ihre Häuser zurückgezogen und die Öffnungen mit dünnen Kalkdeckeln verschlossen. Als low performer brauchten sie aber kein Schleimarium, beziehungsweise könnte ich mir dann ja gleich zwei Schneckenhäuser aus meiner Sammlung unter die Glasschüssel legen. Oder zwei Steine. Womöglich noch mit künstlichen Salatblättern und einer Gurke aus Fimo!

Soweit kommt es nicht. Soweit wird es nie kommen. War schön mit den beiden, auch lehrreich. Zumindest für mich.