22.11.2019

Ich bin gern unter fahrendem Volk — Musiker, Theater, Filmer: wandernde Künstlergruppen sind mir die angenehmste Gesellschaft. Man fügt sich auf Zeit. Und erfährt vor allem so viel, was aus allen Himmelsrichtungen hergeholt an einen herangetragen wird. Andreas Koch meinte neulich erst wieder, ich sei ein Nomade. Er selbst wiederum so verwurzelt und sesshaft, wie ich es mir von meiner Natur aus nicht vorstellen könnte. Woher er das nimmt? Er hat mein jehnisches Wesen erkannt. Jedenfalls erzählte mir die Maskenbildnerin, die ansonsten nicht in Weilmünster, sondern in München arbeitet, dass die Moderatoren meiner Lieblingssendung «Wetter vor acht» nach Neujahr die Sendung in Frankfurt aufzeichnen werden, weil die Aegide dann beim Hessischen Rundfunk steht. Das betrifft natürlich vor allem Claudia Kleinert. Vielleicht entdecke ich sie dann samstags auf dem Erzeugermarkt, wie neulich schon den Tatortkommissar? Auch interessant: Die HD-Technologie stellt die Maskenbildner vor die Herausforderung, die Oberfläche der Moderatorengesichter vor dem überscharfen Kamerauge in Schutz zu nehmen. Es gibt wohl sogar Puder und Abdeckpaste, die als speziell für HD-Optik vermarktet wird, aber die bringt es dann auch nicht. Gut ist HD, laut Expertise der fahrenden Filmer, für Tierdokumentationen und Landschaft. Für die Zurschaustellung des menschlichen Schönheitsideals definitiv nicht. (Und was ein Hirschkäfer von seinem Image in HD hält, bleibt sein Geheimnis.)

Jetzt ist die städtische Natur hier auf dem Höhepunkt der herbstlichen Idylle. Gestern nachmittag in der Taunusanlage waren die Flächen quittengelb vom Laub der Ginko-Bäume bedeckt. Und aus dem Vlies ragten die Eiben schweigend und dunkel, spiegelnd die Türme ringsum. Zum Idyllischen trägt freilich noch bei, dass in diesem Park sämtliche Passanten in dunkelblaue Anzüge gekleidet sind — wie sie alle so einherschreiten im Herbstlicht; über güldenem Grund.

In der Abendschau zeigten sie einen Bericht von den Weihnachtsmarktvorbereitungen zu Rottweil: Der parteilose Bürgermeister hat mehrere jeweils anderthalb Tonnen schwere Betonskulpturen eines Rottweilerrüden giessen lassen, die als Terrorblocker in der Einfahrtszone des Marktplatzes aufgestellt werden.

Aber selbst als alle noch Ritter waren, kam halt einer, der den Dosenöffner erfunden hatte.