22.2.

Ich hatte sie unter einen kahlen Birkenbusch plaziert, der Rindenmulch war kalt aber feucht vom tagelangen Regen. Ein Büschel Schneeglöckchen, an den Trieben hingen Tropfen, zeigte ein zwiebliges Grün.

Dann übernahm der Tag, und ich vergaß die beiden Schnecken. Zum ersten Mal fielen sie mir wieder ein, als ich noch früh am Abend auf die Straße trat. Die blaue Stunde, die es nun wieder gibt, und die in Berlin sehr schön sein kann, wenn es, wie gestern, zuvor noch geregnet hatte, sodass die Straße, in die man, aus dem Hauseingang kommend, einkehrt, sich lang und glänzend, vor einem im bläulichen Licht und nach hinten hin grauer und zugleich nur wenig dunkler werdend, präsentiert (dazu braucht es freilich ein bis zwei Bremslichter, zumindest eine umspringende Fußgängerampel und ein golden leuchtendes Schaufenster, oder eins auf der ersten Etage, wo jemand einen Tisch deckt und man sieht von dieser Person bloß die Unterarme und Hände, das Gesicht wird von Stores verdeckt).

In der Bahn kam das Bild von den zwei Häusern unter den Schneeglöckchen wieder. Dieses Mal dachte ich an ein Kinderbuch, ich sah den Moment von mir gezeichnet und die Schneeglöckchentriebe waren zu Straßenlaternen geworden en miniature. Die Tau- oder Regentropfen, die an den Trieben gehangen hatten, gaben funkelndes Licht. Dagegen sahen die beiden Häuser mit ihrem Spiralmuster aus wie Findlinge. Ganz massiv.

Dabei sind die Schneckenhäuser dünnwandigst. Mir fiel das Buch nicht ein, aber ich hatte es früher, da tranken die Märchentee aus einem Service, das aus Schneckenhäusern gemacht worden war. Oder von Schnecken in ihren Häusern. Egal. Als ich nach Hause kam, war es noch ein wenig hell. Der Platz unter dem Schneeglöckchen war aber leer. Ich hatte mich beeilen müssen, weil ich eine terminliche Arbeit fertigschreiben musste bis spätestens neun, von daher blieb mir keine Zeit, um die Umgebung abzusuchen – weit konnten sie ja nicht sein!

Später war ich zu müde. Heute glaube ich, dass ich sie schon wieder vergessen hatte.

Heute früh um sechs versuchte ich viel, um noch weiter zu schlafen, es ging aber nicht, also machte ich mir Tee, weil ich schon ahnte, dass es eine längere Geschichte werden würde. Als es draußen blau wurde, öffnete ich die Balkontüre: Zwitschern. Mir fielen die ganzen Schnäbel ein.