2.3.

Ein Hey mit drei Ausrufezeichen stand in der Chatsprechblase der Muse. Es klang regelrecht empört. Also tippte ich ein fragendes »Dass ins Ficken 3000 nur Männer dürfen Fragezeichen« ein.

»Ja!«, schrieb sie zurück. Und: »Voll altmodisch.«

»Gewiß Punkt«, gab ich zur Antwort.

Dann lange nichts. Bei ihr ging wohl gerade die Sonne unter. Oder es herrschte diese Lichtstimmung kurz danach. Der Pazifik schlug seine Wellen, wie meine Zeit ihre Stunden.

»Ich find’s halt schon diskriminierend«, erschien in der Blase unter meinem »Gewiß«. Meine Blasen wurden in Blau dargestellt, ihre in Grau. Ihre Zipfel zeigten nach Schraubenzieher, meine nach nicht Schraubenzieher. Also schrieb ich: »Na ja, so ist das halt. Aber nicht nur in Berlin!!! Wo die Regenbogenflagge weht, herrscht strenge Segregation. Das geht hin bis zur Selektion, oder wie es einst vor den Toren des Front in Hamburg seitens des Türstehers hieß: Sorry, Mädels. Heute kein Fisch, bloß Fleisch.«

Kommando Zipfel auf Schraubenzieher schickte eine verschleierte Aubergine, die sich kurz darauf selbst in die Luft sprengte, mitten auf dem grauem Fond ihrer Sprechblase.

Nicht Schraubenzieher antwortete mit den zwei sich umkreisenden Herzen auf blauem Grund. Dazu Buchstaben in dieser Reihenfolge: »Klar, aber so ist das nun mal. Den Worten des Türstehers wohnt ja zugleich eine poetische Aussage inne. Was er beschwört, ist ein elementarer Unterschied, denn es ist mir kein Meeresbewohner bekannt, der es mit einem Landtier treiben könnte. Noch nicht einmal die Schlammspringer in den Mangrovensümpfen gelüstet es in ihren durch Ebbe verursachten Ruhepausen an der Luft nach einem Beischlaf mit Schmetterlingen. Also auch nicht quickiehaft.«

»Tiere bauen sich auch keine Darkrooms!!!«, gab sie mir prompt zurück. »Selbst solche Tiere, die zu quasiarchitektonischen Konstruktionen von nestähnlichen Dingen fähig sind, errichten diese unter, im Übrigen nicht zu unterschätzenden, Kraftanstrengungen, nicht bloß, um darin dann, und das meine ich so, wie ich es hier schreibe: zu FICKEN

Jaja.

Weil es ihnen ja nicht einmal möglich ist. Traurigerweise, wie ich finde. The Joy of Sex ist in der Sprache der Vögel unbekannt. Vögel masturbieren nämlich nicht. Fische übrigens auch nicht, soweit ich das weiß.

Nee, klar.

Also?

Tja.

Aha.

Ja.

Und woher, das solltest du jetzt aber schon beantworten können, rührt dann sozusagen diese übrigens nicht allein von mir so empfundene heftige Ablehnung des Tacos seitens der spektral gestreiften Auberginen?

(Lange nichts.)

Hallo!

Gleich.

Hey!!!

Ja-ha.

O Man.

Ey, das liegt doch auf der Hand, sozusagen. Der Taco der Mutter ist dort eben omnipräsent. Oder wie es in dem Lied heißt: Alles Tacos außer Mama.

Das find ich jetzt billig. Aber klar, billig ist halt oft die Wahrheit.

Ja. Ich frage mich vielmehr, was du dort vorhast, im FICKEN 3000. Also ich war dort einmal. Und ich gehe ganz bestimmt allenfalls einmal noch hin, dann aber nicht absichtlich. Es ist dort voll klebrig, man will sich gar nicht erst hinsetzen. Und wenn ich mich recht erinnere, dann waren dort sogar Frauen anwesend, so vom Typus neugierig, hihi, wollten mal schauen. Es kommt mir eventuell auch nur so vor, aber die ähnelten tatsächlich den Fischen an Land. Die sehen ja auch plötzlich nicht mehr so schön aus und funkeln auch nicht mehr so hübsch wie eben noch unter Wasser, wo eben das Licht noch auf andere Weise gebrochen wird und alle dort beheimateten Wesen schweben können. Inklusive der Pflanzen. Fische an Land sind plötzlich bloß noch Plastiktüten, gefüllt mit nassem Sand.

Du meinst, es gibt ganze Welten, in denen die Geschlechter zu Hause sind? Mit allem Drum und Dran? Eine für Taco und eine für Aubergine?

So ungefähr. Sagen wir: als Gedankengebäude. Das zumindest würde es mir zu erklären helfen, worin mein eigentlich unerklärliches Interesse für den Taco sich begründet. Die Welt der Aubergine kenne ich ja in und auswendig. Die Welt des Taco ist überraschend und - sorry: weit.

<4!!!

Same here.

Liest Du mir noch was vor?

Wie denn?

Ach stimmt, ist ja Chat. Ich hab’s glatt vergessen.

Pass auf: Datei.

(*palimpalim*, machte das Übertragungsgeräusch.)

»Haha«, schrieb die Muse. »Das gibts ja wohl nicht!«

»Tjaja«, schrieb ich zurück und ließ den blauen Fond blinken. »D a s wird noch nicht einmal im grundlegenden Standardwerk von Patrick Bahners erwähnt. Ich finde, wir sollten uns das tätowieren lassen.«

»You only live twice«, schrieb die Muse. »Von daher: gebongt!!!«