24.2.2019
Denn nur was richtig sauber ist, kann richtig glänzen—freilich eine Tautologie, aber ich mußte gestern nachmittags an den alten Slogan denken, dazu stieg mir die unterliegende Marschmelodie ins Gedächtnis, als ich mit dem General meine Böden pflegte. Ich habe ja zwei: einer besteht angeblich aus Holz (der Luftdruck lag bei 1034,6 Hektopascal), der andere eindeutig aus Fliesen. Aber zu meinem Glück aus ganz schlichten, von »ganz einfacher« Herkunft, sodass ein Abwischen mit dem Putzmittel ihm zu genügen scheint. Im vergangenen Sommer habe ich einem schwedischen Importeur seinen Prospekt übersetzt, mit dem er marrokanische Zementfliesen anpreisen wollte. Seitdem kenne ich mich besser aus als mir lieb ist, mit dieser Gattung extrem anspruchsvoller Bodenbeläge—High maintenance ist da übrigens noch untertrieben. Aber wie Mike Meiré selbst mir einst aufs Band gesprochen hatte: »Nachdem wir in den achtziger Jahren den Gesundheitsschuhmarkt aufgerollt hatten, wurde mir allmählich klar, dass auf dem Sanitärsektor noch einiges ging.« Und aus seiner langjährigen Beratertätigkeit für Andreas Dornbracht ist der sogenannten Kunstwelt ja wirklich noch so manches entgegengewachsen.
Verbrachte danach die längste Zeit in dem phantastisch sortierten Asia-Supermarkt am Stuttgarter Platz. Gerade Samstags ist das vergnüglich, weil alle dort ihre Wochenendseinkäufe machen. Und phantastisch sortiert meint in seinem Falle, dass sämtliche Regionen dieser riesigen Geschmackswelt dort abgedeckt werden. Man trifft den braungesichtigen Inder im Gang mit den für ihn interessanten Pulvern, die schwer Zuzuordnenden (Koreaner? Taiwanesen? Laotiker?) in den übrigen, und ganz am Ende, kurz vor den Kassiererinnen, ist das freilich vergleichsweise schmale Regal mit den Produkten aus Japan aufgebaut.
Langnasen wie ich fallen natürlich auch dadurch auf, dass sie nach glutenfreier Sojasauce fragen (weil sie heute abend mal selbst Sushi machen; deren Sexualkultur will ich, kann sie mir aber ansatzweise doch freilich, nicht vorstellen.)
Seltsam, dass ich mich nicht als Parvenu bloßstellen will, weil es gibt dort fraglicherweise etwa zwei Meter lange Wurzeln, die einzeln in knisternde Folie eingepackt angeboten werden. Denn die asiatische Kultur bleibt, gleichwohl, wie oft man dort in Ferien war, ein klandestiner Raum. Beim Verlassen hatte ein japanisches Paar gleich vier dieser Langwurzeln dabei. Was man wohl damit anstellen kann?
Der Sirup mit Ananasaroma, den ich, vom Etikett her, noch aus Thailand kannte, duftet unverdünnt wie Red Bull—für mich ist das ein ekelhafter Geruch. Aber, Oh Zauber: kaum hatte ich ihn mit Mineralwasser aufgegossen, entfaltete sich der angenehme Reiz frischest aufgeschnittener Ananasfrüchte im Raum. Im Zusammenklang mit dem Bergfrühlingsduft des Generals wirkte das überwältigend auf mich. Da ist die Zirbe nichts dagegen. Vor allem auch viel zu winterlich!
Mein Nachbar polierte weit unten auf seiner Terrasse die marmorierte Platte seines Marmortischchens. Der über mir schleift das Parkett ab. Alle anderen saugen, und an der Tankstelle gibt es schon bald keine normalen Zeitungen mehr, von wegen Fensterputzen. Es wird jetzt Frühling, daran kann es keine Zweifel mehr geben.
What a wicked thing to do, to let me dream of you.