24.9.

Abends vielleicht zum letzten Mal in diesem Jahr im Garten des Grünen Baum gesessen und die Käsespätzle mit grünem Salat bestellt. Nur wenige Tische waren besetzt, es wird nun aber auch mit dem Sonnenuntergang empfindlich kühl. Man spürt die Kälte am Hals. Zur vollen Stunde schlägt vom Turm der benachbarten Kirche ein Läutwerk Geh aus, mein Herz, und suche Freud, danach kehrte Stille ein. Enttäuschend, denn neben den ausgezeichneten Käsespätzle, die dort serviert werden, bietet sich der Grüne Baum vor allem als Belauschhimmel an. Die schönsten Gespräche habe ich dort schon serviert bekommen. Aber gestern, leider: unergiebig, so gut wie nichts. Dabei hatten sich um den Nebentisch fünf Frauen und ein einzelner Mann versammelt. Anscheinend handelte es sich um den längst erwachsenen Sohn jener einen, die als einzige mit dem Rücken zu mir saß. Ab und zu machte eine der Frauen eine knappe Bemerkung hinsichtlich des einsamen Mannes, die von dessen Mutter sogleich abgewiegelt wurde.

Irgendeine aus der Runde fragte dann schließlich nach den Fernsehgewohnheiten ihres Sohnes, des einzigen Mannes, der als einziger aus der Runde noch einen Kaffee trank. Das war der Türöffner, hierzu hatte die Mutter, um sie handelte es sich tatsächlich, so einiges anzumerken. Leider interessieren wiederum mich die Fernsehgewohnheiten anderer überhaupt nicht. Ich konzentrierte mich auf die Spätzle. Das Gespräch am Nebentisch kam währenddessen richtig in Fahrt. Offensichtlich handelt es sich bei Fernsehkritik um ein Feld mit niedriger Hemmschwelle. Jeder kann etwas dazu sagen. So ging es vor allem um die letzte Sendung Zimmer Frei, die von allen Frauen am Tisch gnadenlos verrissen wurde. Götz Alsmann: ein eitler, sich spreizender Geck, dessen Klavierspiel nicht nur als aufdringlich, sondern auch als dilettantisch bewertet wurde. Noch schlimmer traf es Christine Westermann. Die nämlich sei »einfach alt«. Und das aus dem Munde dieser Damen, die alle so um die siebzig Jahre alt waren. Als ob es damit noch nicht genug war, führte eine von ihnen noch Details zur Trutschigkeit Christine Westermanns aus. Ihre Auftritte im Literarischen Quartett wurden indes nicht durchgesprochen. Gut möglich, dass ihnen auch Maxim Biller gar kein Begriff war. Wohingegen die Sondersendung Mann TV, die in der letzten Woche überraschend auf dem Programmplatz von Frau TV ausgestrahlt worden war, als eine tolle Idee beurteilt wurde. Und zwar einstimmig, bis auf jene des Mannes, der eine Zigarette rauchte, und gar nichts mehr sagte. Was auch daran liegen mochte, dass ihm all diese Sendungen nichts sagten, da er, wie seine Mutter erklärte »ausschließlich Ami-Schrott« anzugucken pflegte. Manchmal komme sie morgens eigens dafür in sein Zimmer, um den Fernseher auszuschalten, vor dem er schlafend liege.

Ob der dann »noch oder schon wieder« liefe, sei dann die Frage, warf eine ihrer Freundinnen ein.

»Noch«, sagte der Mann »Schon noch. Doch doch.« Und ließ es damit auch bewenden, bis alle gezahlt hatten. Noch im Hinausgehen wurde über den Auftritt von Thomas Gottschalk bei Zimmer Frei diskutiert. Und wie scheußlich der sich wieder aufgeführt habe. Die Westermann hingegen, aber