25.3.

Thing is, it all seemed a bit far-off; the equipment was expensive and cumbersome, and hardly accessible to the majority of masturbators. Mit diesem schönen, vor allem auch die Zukunft, in der ich bereits lebe, konstituierenden Satz der Autorin Hannah Ewens, Jungredakteurin bei meiner Leib- und Magenseite vice.com, begann der besondere Tag, den ich ja eigentlich nicht mögen wollte, denn ich mag die besonderen Tage nicht.

Ich finde es schon eine Zumutung, wenn Sonntage sich da draußen so anders gestalten. Feiertage sind naturgemäß noch schlimmer in meinem Empfinden. Das ist, klar, asozial, aber ich will im Grunde keine Rücksicht nehmen, vor allem will ich halt nicht zu sogenannten Hamsterkäufen gezwungen werden. Das Landleben erzwingt diese aber, denn verhungern will ich ja auch nicht. Wütenden Herzens also zum Supermarkt. Die Zustände waren dort gestern früh, wie noch nicht einmal insgeheim befürchtet, milde chaotisch: Kaum war ich drin, fiel dem dorfeigenen Alkoholiker eine Flasche Rotkäppchen aus dem Korb. Wie es der Gattungsbegriff Schaumwein schon ankündigt, e x p l o d i e r t e das Glas und die tiefgrünen Scherben wurden auf Knöchelhöhe bis vor das Chipsregal gefegt. Aus der ecrufarbenen Lache stieg ein Duft auf, der mich an die Weinproben meiner Kindheit erinnerte; also die, die ich bezeugen musste, ohne leibhaftig an ihnen teilnehmen zu können. So war es nun kurzfristig wieder. Dann bezahlte ich.

Ich hatte beim Apfelsonderangebotsständer zugegriffen. In der formschönen und hübsch bedruckten Schale aus Pappe befanden sich unter der Vakuumfolie sechs Exemplare der Sorte Pink Lady, vor allem aber, und darauf hatte ich es eigentlich abgesehen, ein rätselhafter Gegenstand aus pinkfarbener Wolle, dessen Zweck zu ergründen mir den eigentlichen Anreiz zum Kauf dieser Packung geliefert hatte. Kaum Zuhause, packte ich aus. Die Äpfel: na gut, Äpfel eben. Ich esse so wenig Obst und Gemüse wie nur irgendwie möglich, weil ich die Ergebnisse ihrer Zubereitung meistens extrem unbefriedigend finde. Also der dabei nötige Aufwand steht doch in keinerlei Verhältnis. Finde zumindest ich. (Vermutlich gefiel mir auch aus diesem Grund dieser Satz von Hannah Ewens, wobei sie sich dabei auf die Masturbation mit VR-Sexbrillen bezog).

Andererseits kann man sich zwar, sollte sich aber nicht ausschließlich, von den extrem befriedigenden und leicht zuzubereitenden Traditionsgerichten Cornflakes mit Milch, Babybel, Cornichons, Laugenbrezelchen und/oder Frankfurter Würstchen mit Senf ernähren. Spaghetti mit Tomatensoße nicht zu vergessen. Da hat die Muse sehr recht möglicherweise, wie so oft wahrscheinlich, deswegen halt an Karfreitag Pink Lady, das klingt ja auch schon ganz anders. Vor allem: Seit wann gibt es Gimmicks seitens der Obsthersteller? Damit kriegt man mich halt verlässlich und schon. Bei besagtem Gegenstand handelte es sich um eine Art Socke aus synthetischer Wolle, die durch und durch hübsch gemacht war. Allerdings war mir der Anwendungszweck dieser Protosocke schleierhaft und das blieb auch so. Ringsum waren die Zeichen für I,♥️ und U eingestrickt (in Weiß), aber das half nicht eben viel weiter, um das Einsatzgebiet dieses flauschigen Beutels zu ergründen. Ganz oben, an der Mündung sozusagen, war zudem noch ein kleines Herz aus Kunststoff angestickt, in das Pink Lady graviert war. Das Rätselhafteste aber überhaupt an diesem ganz und gar rätselhaften Gegenstand war das Loch an seiner Seite. In Pink und Weiß umstickt, also gekettelt, befand sich dort eine Öffnung – wozu? Probehalber versuchte ich einen der mitgelieferten Äpfel in diese Socke einzuführen, denn da es auf der Packung nirgendwo einen Hinweis gab (und am Verkaufsständer ebenfalls nichts), worum es sich bei dem Gimmick handeln würde, war ich mittlerweile auf die für uns Wissenschaftler tradierte Methode des Trial and Error angewiesen. Wie die Dinge lagen, war die Protosocke jedoch derart eng dimensioniert, dass ein Einführen auch nur eines der mitgelieferten Äpfel zu seiner Gänze den kurzen Strickschlauch gesprengt haben täte.

Ein ganz kleiner Handschuh also? Das zumindest hätte geholfen, das magische Loch an der Seite zu erklären. Ich konnte mir aber keine Kinderhand vorstellen, die dort hineinpasste, ohne die unbegreiflich zierliche Gestalt des Gimmicks ebenfalls, zumindest bald, zu zerstören.
Auf der Website des Apfelherstellers pinkladyeurope.com wurde zudem eine speziell für Kinder erhältliche Kleinstzüchtung der Apfelsorte Pink Lady angepriesen, die, ja nun, eben kleiner ausfallen sollte und von daher, wie es dort hieß: »mundgerecht für die Kleinen«. Dazu reichlich Disneyfiguren.

Aber kein Wort von der Socke. Von daher sei mir der Rückfall verziehen (Ich heiße Joachim Joachim und ich bin schlimmstens süchtiger Foren-Voyeur), aber ich konnte nicht anders, als Siri zu befehlen, die Begriffe »Pink Lady« und »seltsamer Gegenstand« zu recherchieren.

Ich schenke diesen Cliffhanger Tilman Rammstedt, aber es ging dann exakt so weiter: Auf utopia.de hatte sich anscheinend seit Monaten schon eine Gruppe gebildet, die insbesondere die Natur, in diesem Falle eine Un-Natur, also die Künstlichkeit oder Synthetizität der Apfelsorte Pink Lady diskutierte. Die Ausschlusskriterien, weshalb diese Äpfel nicht zu den essbaren und von daher als gut gezählten Äpfeln genommen werden sollten, waren bizarr. Ein Beispiel:

»Ich versuche seit kurzem einer guten Freundin diesen Apfel auszureden. Sieht immer makellos aus, schmeckt immer gut und verdirbt extrem langsam. Da kann was nicht stimmen!«, findet ein User namens Eloy.

Ich weiß nicht, sind dies doch allesamt Gründe, die ich als Apfelfreund von einem Apfel fordern täten würde. Die Antworten darauf sind dementsprechend. Also eher dem Protestgestus entsprechend. Ich musste mich losreißen, verbrachte aber dennoch, klassisch bei Rückfall, extrem viele Sonnenstunden durch Scrollen in diesem Stream.

Was den Gimmick anbetrifft, so habe ich die rätselhafte Socke bisweilen neben die weiß-blaue Wedgewood-Platte gelegt, auf der ich die Äpfel aufbewahre. Sieht insgesamt sehr dekorativ aus. Bald ist ja Ostern. Wahrscheinlich war es sogar so gedacht.