28.5.

Der Process des Inkubierens, wie Carl Gustav Jung ihn benannte, ist das Fürchterlichste am Schreiben. Vielleicht nur für mich (und ein paar andere, die ich nicht kennengelernt habe). Ein innerer Vorgang, darüber gibt es nichts zu vermitteln, er macht stumm und blöd auch, wie ich finde, auf jeden Fall aber einsam. Das Material liegt vor, es ist viel zu viel geworden, das Sortieren erscheint unmöglich. Wegwerfen aus Angst, ansonst gar nichts mehr daraus machen zu können. Objektvermeidung, Michael Balint beschreibt den unbehaglichen Zustand als das Dämmern eines Matrosen im Hafen, solange er nicht in See stechen kann, als das Dämmern eines Astronauten vor dem Countdown, als das Dämmern eines Abfahrtsweltmeisters in der Talstation.

Selbst nach vielen Jahren, und auch nach tausend Seiten und mehr, gibt es kein Gefühl dafür, wann das Inkubieren sich dem Ende zuneigen wird; wann das Belastende, das Verstopfte, mein Gefühl des vom Material überhäuften, einmünden wird in die Lösung. In meinem Falle war das bisher immer der erste Satz. Ein Einstieg, dann die Luft lange anhalten und dorthin, wo eines das andere ergibt. Das ist eine geliehene Vorstellung, das ist mir schon klar, sie stammt aus einem Film, bei dem jemand durch ein Loch unter die Eisdecke eines Sees bricht und zurückwill an die Luft und ans Licht. Und aus Race for Your Life, Charlie Brown (die Szene mit dem Wasserbett).