29.3.2019

Am Morgen gesellt sich jetzt ein Zaunkönig zu den Vögeln im Baum. Er bewirtschaftet die Äste auf den unteren Etagen des Stammes. Ich kann ihn nur von oben sehen, aus der sogenannten Vogelperspektive. So winzig und rund wie er ist, wirkt er gar nicht wie ein Vogel auf mich, eher wie ein neuartiges Spielzeug. Ein motorisierter Pompon: seine Flügel zwei Wölkchen aus bräunlichem Staub, wenn er die für ihn riesige Distanz zwischen den Zweigen durchfliegt, die eine Amsel mit einem einzigen Hupf nimmt. Allein der Weg von seinem Schlafgebüsch in den Hof und zum Baum hinauf wird ihn Minuten kosten, in denen er wie ein großes Insekt durch die Dunkelheit schwebt.

Heute kommt das Buch in den Handel. Atlantis taucht auf, es erscheint. Ich war bezaubert von seiner anmutigen Gestalt, zierlich wie ein Zaunkönig liegt es in der Hand. Ansonsten sind jetzt die Schaufenster prächtig ausgeschmückt mit Hasen sämtlicher Art. Sogar beim Metzger findet sich noch ein Plätzle zwischen Schäferfrühstück und Stracke für einen Hasen aus vergoldetem Porzellan (und beim Goldfasan haben sie einen Hasenwein, aus dessen Etikett bunte Federn ragen.) Das wird selbst mir, der ich dem Hasenförmigen an sich, auch dem Hasentum stets zugeneigt bleiben werde, zu viel. Als jüngst in den Kanon der österlichen Dekorationen integriert kommt mir die Karotte vor. Ich sehe sie aus orangefarbenem und grünem Karton gebastelt in den Fenstern der Kindergärten hängen neben den gewohnten Ei-Basteleien und Hasenfriesen. Sie wird aber auch als karottenförmiger  Präsentierteller verkauft, es gibt flauschige Karotten, die mit Osterküken und Osterhasen kombiniert werden könnten. Die breiteste Auswahl hat Flying Tiger im Angebot, dort scheint mir, auf die Wilmersdorfer Straße bezogen, das Epizentrum einer Proliferation der Osterrotte. Eventuell handelt es sich also ursprünglich um einen dänischen Brauch.