3.1.2019

Halb Charlie Brown, zur anderen Hälfte Linus van Pelt geworden, frage ich mich, ob die bloggerischen Aktivitäten (die würde ich ausgesprochen ungern von einer Sprecherin des Kölner Dialektes so bezeichnet ausgesprochen hören) Friederikes zu einem zunehmenden Zurückhalten des von ihr Erlebten im mir mündlich Erzählten münden könnten; zumindest wähne ich uns in der Gefahr, weil sie sich jetzt zu allen möglichen Gelegenheiten mit ihrer ominösen Formel beschäftigen will. Komme mir beinahe vor wie diese Männer, deren Frauen an einem todsicheren Roulettesystem feilen.

Zudem noch negativer Bescheid am Tintentresen bei Fleischhauer, dem Schreibwarengeschäft auf der Münchner Straße: Die von mir verlangten Patronen im Farbton Midnight Blue sind noch immer nicht eingetroffen. »Die sind im Rückstand« – gut, das hieß es dort genau so schon vor den Festtagen, aber mir bleibt in dieser Sache nichts, als mich weiterhin zu gedulden.

Vor dem Plank hatte sich da schon ein Ring aus Schaulustigen um die Hunde des bemützten Mannes gebildet; man fotografierte sie auch, handelte es sich doch um den Designer der regionalen Sportswear-Kollektion Hauptwache 2.0, der an genau diesem Platz in den warmen Monaten zu sitzen pflegt, momentan stand er, und irritierenderweise war ihm über die Winterzeit zusätzlich ein Bart am Kinn gewachsen. Dazu hatte er folgende Zusatzinformation (zu seinen Hunden als Instagram-Motiv): »Ja, die sind krass. Sind halt Brüder, gell.« Wobei ja der eine Hund zweifelsfrei einen getigerten Mops mit Fledermausohren darstellen soll, der andere etwas latent Wuscheliges mit zwei schlappen Lätzchen (eventuell einen Terrier?). Doch lauschte ich beinahe ehrfürchtig, denn mir war dieser Mann, dessen Namen ich bislang noch nicht in Erfahrung habe bringen können, schon einige Male als ein Quell von mir geradezu stoisch anmutenden Wahrheitsverkündungen aufgefallen. So sagte er beispielsweise einmal, es war ein heißer Samstagmittag, zu zwei ihm wohl bekannten Frauen, die laut und lange überlegten, ob sie sich denn noch zwei von den im Plank extrem sorgfältig und von daher gut zubereiteten griechischen Eiskaffees gönnen sollen dürften: »Tja, chillen ist teuer.«

Am Nebentisch gestern unterhielt man sich derweil über Katerrezepte: Er habe »da auf einer griechischen Insel« etwas neuartiges von schlagender Wirksamkeit gereicht bekommen: »Man trinkt zuerst einen Shot guten Whiskey, danach von dem Gurkenwasser. Der Mund wird durch den Whisky irgendwie vorbereitet. Man nimmt das Gurkenwasser dann ganz anders wahr.«

Wobei ja, wie ich klandestin (innerlich) notierte, der Frankfurter Dialekt selbst bei der Wiedergabe von Exotika noch dem Kölschen als überlegen sich erweist, weil ja der Kölner speziell beim Aussprechen von »griechischen Inseln« arge Unschönheit produziert dergestalt, dass dann »griechiche«, im Stadtteil Köln-Sülz gar »grieschiche Inseln« heraufbeschworen werden; teilweise wird das auch von Dialektsprechern aus Köln-Porz und Köln-Bilderstöckchen so zu hören sein (wobei die letztgenannten einen selbst dort in der Region raren Spezialfall bilden, da die in Bilderstöckchen beheimateten Sprecher aufgrund des Dialekts noch nicht einmal ihren eigenen Stadtteilnamen korrekt aussprechen können. (Korrekt im Sinne der deutschen Schreibung.)) Der Frankfurter hingegen hat es lässig: »grieschisch« waren die Inseln halt.