5.12.2020

Vinyl (von Alan Zweig) ist ein erstaunlicher Dokumentarfilm. Erstaunlich zumindest, wenn man selbst Plattensammler war. Oder ist. Es kommen zwar ausschließlich amerikanische Sammler zur Sprache aber ich hatte das Gefühl, gemeinsam dringt man zu einer Universalgeschichte des Plattenkaufens, und nach dem Platten suchen vor allem, durch. Gezeigt wird auch einer, der seine Platten wegwirft. Das tat mir noch immer beinahe weh, obwohl es bei mir jetzt schon acht Jahre her ist, seitdem ich mich von meiner Sammlung verabschiedet habe. Im Juli 2012. Es war natürlich heiß. Und der Händler hatte einen Meniskusschaden, sein Bruder war wider deren Verabredung nicht mitgekommen, also habe ich ihm auch noch geholfen, die Kisten hinunter auf die Straße zu tragen und dort in seinen Kleinbus hinein auf Nimmerwiedersehen.
Den Hinweis auf den Film habe ich von Sasha Frere Jones erhalten (in seinem Newsletter), er schreibt, in Vinyl ginge es natürlich gar nicht um’s Plattensammeln. Was ich vermisse ist das Gefühl, eine Platte unbedingt haben zu müssen. Das irre Geld, das ich oft ausgegeben habe, der Aufwand insgesamt, um eine langersehnte Platte endlich in meinen Besitz bringen zu können (und wenn ich sie erst hatte, war sie nicht mehr so wichtig; aber die Geschichte, wie ich an sie gekommen war, umso wichtiger.)
Fraglich, ob ich denselben Musikgeschmack entwickelt hätte, wenn mir damals schon alles zur Verfügung gestanden hätte wie heute. Mein Bedürfnis heute, noch Platten zu kaufen, ist jedenfalls null.