5.4.

Wahrscheinlich wird es so sein, dass die Menschheit in zwei Hälften zerfällt, wie eine Melone; aber niemand weiß, wer hier das Messer führt, also sind es wir selbst. Gut, und dann heißt es halt aus sicherer und ästhetisch ungefährlicher Perspektive heraus gesprochen: Futurismus, ganz toll. Und dann kommt das Zitat mit dem Düsenflieger, aber der einzige mir bekannte Dichter, der das vereinen konnte, nämlich Antifaschismus und Düsenflieger, war halt Reinhard Mey. »Irgendjemand kocht Kaffee/In der Luftaufsichtsbaracke« ist nicht nur reimtechnisch nicht zu schlagen, auch alles drumherum ist eine Huldigung der Technik, die beides vereint: hart und weich. Und das finde ich menschlich. Von daher gut.

Wer die eine Hälfte ignorieren will oder zu müssen glaubt, büßt die Hälfte seiner Weltwahrnehmung ein, sagte Heinz Bude gestern, als wir uns auf knappe eineinhalb Stunden zum Gedankenaustausch trafen. Musikalisch gesprochen ist es doch so: Wer The Partisan von Leonard Cohen anhören kann, ohne an Lesbos zu denken, hat eine Schraube locker. Dazu aber will man dann in dem Fall auch unbedingt Reinhard Mey hören. Es gibt auch die Ernie-und-Bert-Version aus der Sesamstraße, die so etwas darstellen will wie einen Dub von Lee Scratch Perry, aber das Original verströmt diese Sanftheit, mit der alles, was Marinetti in seiner Verblasenheit kaputtmachen wollte, g u t  g e m a c h t  w i r d; allein, wie er beschreibt, also Mey jetzt, wie ein Flugzeug zum Sehnsuchtsträger wird. Dass sich »Wolken spiegeln im Benzin, das in Pfützen schwimmt«, vor allem aber die Körnung seiner Stimme, dass er es nur haucht (That’s Power, btw. Und er kann halt auch noch ein derart schönes Französisch!!!), selbst in der Version mit Ernie und Bert in dem blöden roten Bühnenflugzeug. Dass er so sanft sich den Puppen gegenüber gebärdet. Und ich hatte auch diese Lust, die runde rote Flauschnase von Ernie in den Mund zu nehmen.

»The heart suffers its beating just as it could be helped« singen Giant Sand. Right on!