7.4.

Nach einem langen Spaziergang durch die Innenstadt ließ ich mich gestern hinter dem Haus der Kulturen der Welt nieder. Die Weiden zeigten lindgrüne Schleier und auf dem Platz nah am Wasser machte eine Frau ein Selfie, für das sie eine kleine Plastikflasche mit Tankstellenwasser mit in den Bildausschnitt streckte. Wahrscheinlich ist ihre Beziehung halt einfach so geartet.

Ich dachte an den Blumenstrauß von Jeroen de Rijke und Willem de Rooij im Frankfurter Museum für Moderne Kunst, der dort in einem Ausstellungsraum in einer weißen Vase auf einem Sockel steht seit dem Jahr 2006, und der immer frisch aussieht, weil er andauernd, angeblich wöchentlich, frisch arrangiert wird, dabei aber stets in der prinzipiell gleichen Zusammenstellung von Nelken und Rosen und zarten Rispen in Rosatönen und grünlichem Weiß.

Der ewig frische Strauß ist zu einem Wallfahrtsziel der Fans von Tocotronic geworden, seit er das Cover von Schall und Wahn zieren durfte und damit sogar noch doppelt verewigt wurde, eigentlich dreifach: als Konzept für ein Bild aus dem Atelier von Jeroen de Rijke und Willem de Rooij, als Skulptur dieses Konzepts in Frankfurt und als Abbild dieser Skulptur in der Musikgeschichte. Schade, dass die Blumen das nicht erleben können, wie berühmt sie gleich werden, wenn der Gärtner kommt, um sie abzuschneiden, weil es für einige auserwählte unter ihnen dann auf nach Frankfurt geht, ins Museum für Moderne Kunst, wo eine ganz besondere Vase auf sie warten wird.