AND ALSO THE TREES

Am Nachmittag ein erholsames Gespräch mit meinem unsichtbaren Zweiten, dem ich gratulieren konnte, dass er zum Verleger des Jahres erkoren ward. Ob er auch zum Verleger meines Jahres werden wird: das soll sich weisen. Naturgemäß konnte er wiederum mich überraschen mit seiner wie harmlos gestellten Frage, wann ich ihm den Text liefern würde. Ich machte auf Künstler, und kündigte allfällige wie handelsübliche Überschreitungen der von ihm gesetzten Frist an. Da sagte er mit ein und demselben Lächeln »Kommt freilich überhaupt gar nicht in Frage, wir haben doch einen Vertrag«. Beim Griff zur ortsüblichen Rhabarberschorle verhängte er mir ein zweiwöchiges Ausgehverbot. Endlich! So einen Verleger hatte ich mir womöglich noch nicht einmal insgeheim, sondern recht offen, schon immer gewünscht.

Ging danach schnurstracks mit dem Fotografen und Anne vors Souterrain, wo wir das Ende meiner selbstverschuldeten Freiheit in gebührlichem Maße feiern konnten. Kebapträume wehten durch die Stadt.

Am Morgen dann stand das Update auf iOS12 bereit – leider ohne das versprochene Seifen-Emoji. Aber es gibt eine irre App, die Maßband heißt, und mit der ich, das darf der Zweite, der gottseidank unsichtbar ist, nicht wissen: den ganzen Tag vertrödelt habe. Auf dem iPad Pro ist es eine Lust, damit Räume zu kartographieren. Geradezu ein Hammer (sic) ist dabei die Funktion, dass die Darstellung sich sozusagen merkt, was man schon abgemessen hat. Und wenn ich dann, wie in einem Film, durch den Raum schwenke, sehe ich auf dem Bildschirm die zuvor abgemessenen Strecken graphisch dargestellt. Der Prozessor erkennt auch automatisch meßbare Flächen. Und somit weiß ich jetzt endlich, dass ein leeres Blatt in Din A 4 einen Flächeninhalt von 660 Quadratzentimetern beschreibt.