Martin Kippenberger (Die Hymne)

Porträt
unveröffentlicht, verfasst Frühjahr 1989
‚I am the greatest’, sagte Muhammed Ali, als er noch als Cassius Clay alle dumpfen Schwergewichtsboxer mit blitzschnellen kleinen Punktschlägen an die Kinnspitze besiegte. „Ich bin der Größte“, sagt der Künstler Martin Kippenberger von sich. Und so wie es 1965 stimmte, was Clay über sich sagte, so stimmt 1989 der Satz, den der Deutsche über sich formulierte: Kippenberger ist im europäischen Kunstmarkt in der Tat der Größte – zumindest der Wichtigste. Wer ist dieser Mann, der das Kunstverständnis der heutigen Avantgarde, auch der etablierten Gegenwartskünstler revolutioniert? Wie lebt er, was macht er? Joachim Lottmann traf den 34jährigen sympathischen ‚besessenen’ Arbeiter Ende Februar in Köln.

Es war ein guter Zeitpunkt. Gerade war ruchbar geworden, daß die ökonomische Existenz des Mannes, der als Aushängeschild deutscher Kultur im Ausland gilt, fast zusammengebrochen ist. Kippenbergers Kunst ist aufwendig, kostet weit mehr Geld, als die Bilder wieder hereinbringen. Um den Irrsinn der heutigen Warenwelt ver- und bearbeiten zu können, muß der Künstler mitten hineinspringen in eben diese Welt der Geschwindigkeit, der Statussymbole, des Konsums. Er kann nicht den Dachkammerkünstler abgeben, der sich an Stillleben erfreut. Soeben hat er ein Testament geändert, das alle seine mutmaßlichen unehelichen Kinder mitberücksichtigt hätte. „Sie würden ja nur Schulden und immer wieder Schulden erben“, lacht der ansonsten stolze Vater.

Wir sitzen in einem luftigen Tagescafé in der Kölner Innenstadt unweit des berühmten ‚Belgischen Viertels’, des Künstlerviertels. Kippenberger trinkt nicht mehr, geht nachts nicht mehr weg, ist – seiner Arbeit zuliebe – ungemein solide geworden. Um uns sitzen Freunde der Kunst, ein paar Literaten, ein handverlesener Suhrkamp-Lyriker mit dem Namen Thomas Kling. Kippenberger sitzt allein an einem großen Tisch. Die Zeiten, da er eine Lokalrunde nach der anderen schmiß und den Unterhalter mimte, sind gottlob vorbei. Ein sehr ernster, ja: gereifter Martin Kippenberger stellt sich dem Interview. Einer, der es ‚geschafft’ hat und zugleich innerlich erfahren mußte, welch ungeheure Verantwortung es mit sich bringt, kultureller Systemträger ersten Ranges zu sein. Genau dieser Verantwortung aber stellt er sich… „Die Ausstellung in Madrid ist schon verkauft!“, meldet ein Angestellter der Galerie Hetzler (vielleicht ist es sogar Max Hetzler höchstpersönlich; alle Menschen, die sich der neuen Nummer Eins im Kunstbetrieb (nach Beuys’ Tod) nähern, tun dies ausgesprochen ehrerbietig, sodaß es schon unfreiwilligerweise vorkommen kann, daß ein gesetzter Herr wie Max Hetzler, ein Mann von weit über vierzig Jahren, wie ein einfacher Bote, wie ein Diener daherkommt). Martin Kippenberger ist’s zufrieden. Von seinem Thema läßt er deswegen aber nicht ab: In liebevollen Worten spricht er von seiner Frau, die gerade das erste Kind erwartet. „Sie hat schon alle Bücher bekommen, ins Krankenhaus. Rund um das Bett stapeln sich die besten Romane der Weltliteratur. Allein von Colette hat sie zwanzig Bände. Die Ärzte halten sie bereits für überdurchschnittlich intelligent!“

Ist sie das denn nicht?

„Willst du, daß ich gegen dich ausfallend werde? Keine Unhöflichkeiten bitte. Selbstverständlich ist sie extrem intelligent, fast so intelligent wie das Kind einmal sein wird, nach dem dritten Doktortitel!“

Er erzählt, daß ihm eine Freundin gerade ein paar Baselitz-Zeichnungen geschenkt hat, Wert 50.000 Mark, und daß er sie notverkaufen muß. Er leidet unter diesem Zustand. Gerade die guten Baselitz-Stücke hätte er sich gerne ins gediegene Wohnzimmer gehängt.

„Aber so ist das Leben. Wenn man Nachwuchs bekommt, zählt nur noch das. Und die Kunst natürlich. Jetzt habe ich schon zwei Göttern, denen ich dienen muß – dem Gesetz der Natur und den ewigen Künsten.“

Er lacht, wie um zu zeigen, daß er den letzten Satz nicht vollkommen ernst, im Sinne von ‚bierernst’, verstanden wissen haben möchte. Er hat durchaus Humor, auch wenn das hemmungslose, verantwortungslose Lachen, auch das Lachen auf Kosten anderer, das Künstler manchmal pflegen, seine Sache nicht (mehr?) ist. Früher hatte er sich viele Feinde gemacht – durch eine zwar soziale, gesellige, jedoch zuweilen auch aggressive Art, durch ein radikales Stellungbeziehen gegen andere Künstler, die verwundert auf den neuen Kippenberger sehen und den alten Haudegen, der er einmal war, vermissen. Sie wundern sich, daß sich ein Mensch in unserer heutigen Zeit so schnell so entscheidend ändern konnte. Der ‚neue’ Kippenberger ist seit Monaten das Gesprächsthema in den Salons der kunstinteressierten Industriellengattinnen, auch auf Vernissagen, selbst in einfachen Kneipen im Belgischen Viertel, in denen der ‚alte Kippi’ einst hofhielt. Auch wir sind auf diese Weise aufmerksam geworden.

Martin Kippenberger, Sie haben im letzten Jahr in Spanien gelebt. Hat Sie das sehr verändert?

„Spanien als Land, als System – das ist die bessere Täuschung. Der Himmel ist blau, dafür ist der Smog dort stärker. Ungefähr das Fünffache unserer Werte. Natürlich ist das Land nicht besser als Deutschland, es ist genauso problematisch, die Probleme sind viel ähnlicher als man glaubt, aber es wird anders verkauft: Aufstieg, Aufschwung, Kunstboom, Kulturblüte und so weiter.“

Früher hatte er mehr Gegner als jeder andere deutsche Künstler. Wie kam das und warum ist das inzwischen anders geworden?

„Die Gegner haben sich damals nicht genug angestrengt. Das hat mich niemals wirklich gefährden können… das ist im Übrigen auch nicht mein Problem, wenn mich jemand zum Gegner hat, also ein Feindbild von mir hat. Ich selbst habe keine Feindbilder, wirklich nicht. Vielleicht gibt es ein paar Menschen, die sich ein bißchen wie Arschlöcher benehmen, Vermieter und so weiter, aber trotzdem. Mir reicht eine Einseitigkeit. Man muß die Sachen nicht genauso ähnlich sehen wie ich. Auch Dummheit muß nichts Schlechtes sein. Das kann ja auch zur Kunst werden…“

Er sinniert weiter über den Zusammenhang von Kunst, Werten, Menschen nach. Seine gepflegten Hände sind so gestellt, daß die Fingerspitzen sich berühren. Erstaunlich elegant sind Sakko, Hemd und Krawatte aufeinander abgestimmt. Allein die Krawatte dürfte für einiges Geld aus einem Spezialladen aus der King’s Road geholt worden sein. Kippenberger gilt unterdes bei aufmerksamen Beobachtern als einer der bestangezogendsten Männer Deutschlands. Er weiß das auch, aber er protzt nicht damit. Wir fragen, ob er eigentlich gerne Professor der Kunstakademie Düsseldorf werden würde? „Das arbeitet zwar in der richtigen Tradition, aber nicht so stark, daß es notwendig werden würde. Letzten Endes käme vielleicht nur dabei heraus, daß die Schüler mich kopieren würden. Nein, da reizte es mich schon eher, Rechtsanwälte über die Kunst zu unterrichten.“

Ortswechsel, Szenenwechsel – dieselben Figuren, ein anderes Stück. Martin Kippenberger gibt ein großes Essen für vierzig Personen. Und zwar in einer Privatwohnung, keineswegs in einem öffentlichen Lokal, keineswegs in einer der berühmt-berüchtigten Saufstätten von früher. Nicht in der Paris Bar, nicht im Chin’z, nicht im Blue Shell. In einer verschnörkelten, hochherrschaftlichen, 250 Quadratmeter großen, bürgerlichen, fast schon spießigen Wohnung, eingerichtet mit Gelsenkirchener Barockmöbeln, lädt der neue etablierte Herr Kippenberger zum Essen. Tischkarte und goldene Löffel. Hinein kommt nur, wer eingeladen ist. Eingeladen sind die besten der besten der besten Freunde aus zwölf Jahren harter Arbeit: Galeristen, Freunde, Weggefährten. Prominent sind sie inzwischen alle. Nach dem Essen soll es möglich sein, Kippenberger weitere Fragen zu stellen.

Man sieht die Galeristin Tanja Grunert demonstrativ mit einer Sprudelflasche herumlaufen – obwohl vom Hausherrn Champagner ausgeschenkt wird. Es war eine harte Woche für die meisten. Die Fettlebe ist vorbei, die Dreißig ist für alle überschritten. Schon vor vier Jahren hatten Kippenberger und Oehlen den ‚Abschied vom Jugendbonus’ angekündigt, keiner glaubte ihnen. Schließlich kennt man auch Beispiele von exzessiven ‚Wilden’, die im schlichten Alkoholismus endeten.

Die Bewirtung ist perfekt. Das Essen vom Feinsten. Die Crème der deutschen Kunstszene gibt sich ein Stelldichein.

‚Kippi’, wie ihn hier alle nennen, erzählt Witze – äußerst witzig, schlagfertig, denkschnell. Er stellt sich auf die oberen Stufen einer Empore, geht auf und ab, spricht mit dem Publikum, fängt jede Regung auf. Wo hat man das schon: ein Hausherr und Gastgeber, der gleichzeitig ein gutaussehender Entertainer ist, der seine Gäste mit absoluter Souveränität humorvoll und anregend durch den Abend führt? Nun bittet er nacheinander alte Freunde, ebenfalls je einen Witz zu erzählen. Eingefangen von seiner Selbstsicherheit, läßt sich jeder darauf ein, alles klappt und die Stimmung steigt noch um ein weiteres.

Kippenbergers Verhältnis zu Frauen ist anders als zu Männern. Er läßt sie alle gelten, fragt nicht nach Bildung und Status und Klasse. Frauen behandelt er einfach grundsätzlich gut. Dazu ist er ein ‚sauguter Tänzer’, bewegt sich elegant auf dem Parkett, sehr wendig, sehr sportlich im Grunde. Den ersten Tanz macht er allein mit Gisela Capitain, seiner langjährigen Freundin aus der Galerie Borgmann. Borgmann selbst guckt zu und sagt bewegt: „So etwas Schönes habe ich lange nicht mehr gesehen.“ Kippenberger und die Capitain tanzen wie im Film, so eingespielt, leicht, glückstrunken wie Lilian Harvey und Willy Fritsch in Der Kongress tanzt von 1930. Vorbei sind die Zeiten, da M.K. (Martin Kippenberger) sich nach Punk- und Acid-House-Rhythmen restlos ‚schaffte’. Geschont hat er sich nie, das mußte man ihm lassen. Noch morgens um vier schien er innerlich und äußerlich zu ‚rasen’, stand er im Ring, in den schlimmsten Nachtdiscos, und setzte neue Marken, Faust nach oben gereckt, das Gesicht verzerrt, das Hemd heruntergerissen, der Körper schweißüberströmt. Damals. Ein Mann mit zuviel Energie. Die Energie fließt jetzt in eine große Aufgabe.

„Komm, jetzt setz dich erstmal hier her“, sagt er sehr nett, sehr väterlich, als ich in wieder mit meinen Fragen belästige. Er hat diesen spöttisch-gütigen Blick, der einem jede Angst nimmt. Sein Instinkt für die guten Eigenschaften der Mitmenschen ist Legende; so haben sicherlich dreihundert Menschen schon für ihn gearbeitet, und alle sind gut dabei gefahren. Kippenbergers Aufstieg zum bedeutendsten Künstler Westeuropas in relativ kurzer Zeit hat mit diesem Instinkt zu tun. Er kümmert sich um mich, den einzigen Nichtprominenten, dem einzigen Fremden in einer Runde echter ‚Freunde fürs Leben’. Ein bißchen ungeschickt frage ich ihn als erstes, wie er seinen Stellenwert als Künstler inzwischen einschätze. „Nun, ich glaube – es klingt verrückt, aber ich glaube das wirklich – das man sagen kann und daß das auch stimmt, ja daß das TATSÄCHLICH stimmt: daß ich der beste Künstler weltweit bin zur Zeit. Ich weiß, wie das klingt, so etwas zu sagen. Aber sie haben gefragt.“

Wie beurteilen Sie die Aktion, die Walter Dahn gerade mit William S. Burroughs gemacht hat?

„Nun, nicht besonders hoch schätze ich das ein. Vielleicht macht er mit ihm ‚naked lunch’, anstatt Tag der Wahrheit. Soll heißen: das ist Ablenkung.“

Wie ist Ihr besonderes Verhältnis zu Konrad Adenauer zu beschreiben?

„Ich habe ihn im Alter von 14 Jahren hinter Glas gemalt und an die Deutsche Bank verkauft, allerdings an den Onkel von mir, der dort arbeitet. Ich meine, Adenauer, eingeschlagenes Gesicht, klar, den mochte ich. Man liebt ja seine Großväter.“

(Michael Goodman erklärt gerade seiner bildhübschen Tischpartnerin von eben die unterschiedliche Übersetzung des Altes Testaments und Sunny Boy Daniel Buchholz schmuggelt eine gerade erfolgreiche Rockband, bestehend aus sechs minderjährig aussehenden Jüngelchen, in die Party, nämlich die Jeremy Boys aus Hamburg/London. Am ‚Intellektuellentisch’ bemängelt Diedrich Diederichsen das Fehlen von Kunstkritikerkollegin Isabelle Graw, die in New York hängengeblieben ist. Albert Oehlen hat sich seinen Schnurrbart abnehmen lassen, sein charakteristisches Minjour-Bärtchen. Art-&-Language-Theoretiker Mayo Thompson hat graue Haare bekommen, trägt aber immer noch sein schwarzes Früh-80er Outfit. Galeristin Jule Kewenig lacht mit ihrer ehemaligen Mitarbeiterin Caroline v. Nathusius. Alle fühlen sich wohl. Sechs Kellner der Restauration Spitz aus der Ehrenstraße gießen Gläser nach.)

Was sind ihre Lieblingsschriftsteller?

„Gogol, Taras Pulver, das mag ich mit Abstand am liebsten. Oblomov. Werner Büttners Wenn die Nudeln im Meer schwimmen. Aber auch Thomas Bernhard, der vorzüglich gelebt hat. Das war ein Genußmensch.“

Warum besitzen Sie keinen Führerschein? Haben Sie kein Verhältnis zu Automobilien? Das wäre ungewöhnlich für einen Gegenwartskünstler.

„Ich kann nicht mit Maschinen umgehen, und die Maschinen können auch nicht mit mir umgehen. Außerdem sind mir Maschinen im Rahmen des Statussymbolprogramms zu langweilig. Das zieht sich zu sehr in die Länge. Wenn’s um Statussymbole geht, kenne ich schnellere Methoden.“

Was machen Sie am liebsten?

„In die Kirche meiner Frau zu gehen.“

Sind Sie religiös?

„Meine Frau ist meine Kirche.“

Grübeln Sie inzwischen manchmal? Sind Sie ein nachdenklicher Menschen geworden?

„Nee. Glasnost wird mir nicht meine eigene Schande verderben!“

Was ist für Sie die größte Autorität? Bei welchen Menschen hören Sie lieber ganz still zu und reden selbst nichts mehr?

„Bei Michael Krebber, meinem Assistenten vom letzten Jahr.“

Teilen Sie die früher mancherorts vorgebrachte Auffassung, Sie hätten andere Künstlerkollegen des öfters persönlich angegriffen?

„Der einzige persönliche Angriff ist meiner Meinung nach der Schlag in die Fresse. Ich kann das somit verneinen.“

Ist das nicht ein Freibrief für Journalisten, die zum Beispiel skrupellos über Sie alles mögliche schreiben könnten, ohne daß Sie sich persönlich angegriffen fühlen?

„Ich bin gar keine Angriffsfläche. Das ist alles deren Problem. Alle Leute für Intellektuelle zu halten, ist nicht mein 4-1/2-Minuten-Frühstücksei. Das, was ich ausbrüte, esse ich auch nicht. Die legen ihr eigenes Ei.“

Haben Sie nicht Angst vor dem Niedergang?

„Ich habe gutes Benehmen. Wenn der Kellner sich schlecht benimmt, muß ich ihm ja nicht folgen.“

Was ist Unglück für Sie?

„Allein in der Wüste mit Zahnschmerzen.“

Ist es wahr, daß Sie private und öffentliche Sphären nicht trennen?

„Darüber muß ich mir noch einmal ernsthaft Gedanken machen.“

Ärgern sich Leute noch über Sie?

„Ärger? Ist doch alles Einbildung! Wut? Die tun doch nur so, als hätten sie Wut. Das ist doch durch Nichtstun eine Meinung haben.“

Betrügen Sie Frauen? Sie hatten ja einmal den Ruf eines Schürzenjägers?

„Das sind die Angstvorstellungen anderer, das ist das Geflüster anderer, aber das gibt es nicht. Solange ich mit einer Frau zusammen bin, gehe ich auch nicht fremd. Sonst ist alles falsch und man weiß sich nicht zu wehren. Was die Vergangenheit einer Frau anbetrifft, so interessiert mich das auch nicht. Ich bin kein Ahnenforscher, sondern versuche, jung zu sein.“

Unterbrechung, Rosemarie Trockel spricht ihn an. Ich denke derweil, daß der Mann wirklich sehr intelligent ist. Jede Bemerkung ist immer genau auf den Punkt. Vielleicht war er früher, in der Schule, in Latein gut, oder in Mathe… Er wendet sich wieder mir zu und greift den Faden ‚Frauen’ auf:

„Ich bin früher Frauen hinterher gerannt, die mich gar nicht unbedingt wollten. Heute habe ich einen anderen Frauentyp. Ich mag diejenigen, die MICH mögen, also die, die ich erreichen kann. Diese miese Lügenparade Mann & Frau, Miller, Bukowski, die Eroberungsnummer, stimmt alles nicht. Wenn man etwas gut gemacht hat, wird man dafür belohnt. Den Bukowski, den sollen sie totschlagen, als Heilung, mitsamt seinem Suff.“

Ist das Alter der Frauen wichtig?

„Das ist eine Geschmacksfrage.“

Was sind denn die Qualitäten einer Frau?

„Es soll ein Anreiz da sein. Die Frau soll Anreiz sein. Es gibt so viele Frauen, plötzlich ist eine da, da ist ein Anreiz, rein sinnlich, dann frage ich nicht nach dem Alter.“

Stop. Es wird eine Rede auf ihn gehalten. Peter Cadera hebt jovial das Glas und legt los. Eine Rede auf Kippenbergers Tochter Eleonore. Auf die Tochter, auf die gelungene Ausstellung in Madrid, auf diverse Gäste, die aus Spanien gekommen sind, vor allen Dingen aber auf den liebenswürdigen Gastgeber selber. Alle sind gerührt. Martin Kippenberger bedankt sich in gesetzten, ernsten und doch warmherzigen Worten.

Als um zwei Uhr das Essen beendet wird und die Gäste nach draußen treten, auf ihre Limousinen zu, den klaren Sternenhimmel über sich, weiß ein jeder: Die Szene der ewigen Jungkünstler hat ihren Leithirschen verloren – und die Welt einen großen Künstler gewonnen.