Erich von Däniken – Der Galaktische
Er hat ein Gewitter für diesen Nachmittag vorhergesehen, es soll blitzen und donnern, doch die Sicht ins Tal bleibt klar. Windböen streichen über den See, Paraglider, stürzen sich von den Hängen. Wenn man den Weg, der durch sein Heimatdorf führt, ein Stück weit abwärts geht, taucht in der Senke plötzlich ein pilzartiger Metallturm auf. Mit einem Fernglas könnte man daneben blecherne Pyramiden, eine merkwürdige, dottergelbe Kuppel und grasende Lamas entdecken. Im Turm hatte er früher sein Büro, inmitten seines eigenen Rätsel-Vergnügungsparks. Vorletztes Jahr wurde das Gelände geschlossen. Das hat ihm wehgetan. Es gab zu wenig Besucher, zu wenig Geld und zu viel Streit. Ein paar schmutzweiße Wolken schieben sich über die Bergkuppen, sonst passiert nicht viel. „Der Sturm sieht von hier oben herrlich aus“, hat er gesagt. Herrlich, mit lang gezogenem R. Das Wort hatte einen unheimlichen Effekt. Es klang wie Klapperschlangenrassel in einem dunklen, leeren Raum.
Erich von Däniken sitzt an einem kreisförmigen, hölzernen Bartresen im besten Hotel von Beatenberg und nippt an einem Weißwein auf Eis, so wie er es oft tut, seit er mit seiner Frau herauf auf den Berg gezogen ist. Ab und an zieht er ein paar bunte schweizer Geldscheine aus einem Bündel in der Tasche seines Jacketts und steckt sie einem der Bediensteten des Hotels zu, woraufhin die unmittelbare Reaktion erfolgt. Der Bedienstete verneigt sich voller Dankbarkeit, Bewunderung, man möchte fast meinen: voller Liebe für diesen Mann. Aus der Ferne wirkt Erich von Däniken wie sein eigenes Denkmal: ein kleiner, kräftiger Herr mit einem Hautton wie in Bronze gegossen. „Darf ich Ihnen etwas Wasser einschenken?“, fragt ihn der Kellner. „Wasser?“, blafft Erich von Däniken. „Nur im Kriegsfall.“ Vor ein paar Wochen ist er 73 geworden, er raucht ungefähr 80 Zigaretten am Tag und sagt, erst wenn er umfalle, werde er aufhören zu arbeiten.
In seinem Fall heißt das: Er will beweisen, dass Außerirdische vor langer Zeit in ihren Raumschiffen auf der Erde gelandet sind. Seit 50 Jahren kriecht er dafür in Höhlen und Pyramidenschächte, fliegt im Helikopter über Urwald und Wüsten, schreibt Bücher, dreht Filme, hält Vorträge in Universitäten, Kongresszentren und Mehrzweckhallen. Er hat den Osten erobert, als die Mauer gerade einmal ein paar Wochen offen war, in Dresden musste er im Stundenrhythmus auftreten, weil so viele Leute vor der Tür warteten, um ihn reden zu hören. Er reiste in die USA und traf sich mit Wernher von Braun. „Was denkst du über meine Theorie?“, fragte er den Raketentechniker. Von Braun antwortete: „Philosophisch würde ich sagen, es ist möglich. Physikalisch… leider nicht.“
Am Anfang waren sie skeptisch, doch mittlerweile hat sich das gelegt. Die örtlichen Bauern rochen nach Dung und Heu, sie kamen direkt von den Feldern als er vor vielen Jahren in Beatenberg seinen Begrüßungsvortrag mit dem Thema „Geheimnisvolle Ägypten“ hielt. Danach bot er seinen neuen Nachbarn das Du an, so wie er es bei fast allen Menschen macht, mit denen er länger als zwei Minuten im selben Raum ist. Die einen waren begeistert, die anderen zumindest beruhigt. Sie nahmen ihn auf als den ersten Prominenten in Beatenberg und benannten einen Wanderpfad nach ihm. In den Sommermonaten laufen die Touristen jetzt über den Erich-von-Däniken-Weg, alle paar hundert Meter kommen sie an einem aufgeschlagenen Plastikbuch vorbei. Station eins: „Kindheit – Der Lausbengel wird von seinem Vater ins Internat gesteckt“. Eine ältere, im Postbus sitzende Einwohnerin des Dorfes schüttelt den Kopf. Nein, sie verstehe die Von-Däniken-Begeisterung nicht so ganz. „Ich bereite mich lieber mit der Bibel auf die Ewigkeit vor, aber ich muss gestehen, er hat einen sehr starken Willen. Manchmal sehe ich ihn vor der Post stehen und schimpfen wegen der Öffnungszeiten.“
Früher hat er mit seinen Eltern den Rosenkranz gebetet. Jeden Abend saßen sie beisammen und kneteten die Zählketten mit ihren Knöcheln. Er war ein frommer Junge, und auch jetzt, als Mann, zahlt er noch immer seine Kirchensteuer. Doch als Jugendlicher kamen ihm erste Zweifel an seinem Glauben. Im Internat verglich er die Bibel mit indischen und tibetischen Schriften und entdeckte unerhörte Gemeinsamkeiten. „Was sind das für Götter, die in all diesen Religionen vom Himmel herabsteigen?“, fragte er sich. „Und in was für Gefährten sind sie bloß zu uns gekommen?“ Im Grunde machte er damals schon das, was er auch heute noch tut. Er suchte Rätsel, wo andere keine sehen können. „Die Fragen…“, sagt er und bläst eine Ladung Qualm aus seinem bronzenen Mund, „die Fragen gehen mir niemals aus.“
Im Grunde muss man sich fragen, in welchem Beruf Erich von Däniken noch nicht tätig war. Bevor er ein kosmischer Entdecker wurde, arbeitete er unter anderem als Schiffssteward, Hotelier und Panzerfahrer der Schweizer Armee. In seiner Freizeit reiste er viel. Er erkundete Tempel, Wüsten und Ruinen in allen Teilen der Welt. Nach Jahrzehnten hatte er es endlich geschafft. Er hatte eine Erklärung. Und die ging in etwa so: In prähistorischen Zeiten besuchten fremde Raumfahrer die Erde und nahmen eine Genmutation an Affen vor. Daraus entstanden danach die Menschen. Aus Dank und Respekt verehrten sie die Außerirdischen fortan als ihre Götter. Fels- und Sandverglasungen in Südamerika und der Wüste Gobi interpretierte er als Spuren von Raumschiffen. In der peruanischen Geröllwüste bei Nazca sah er kilometerlange Linien und Figuren im Boden und schlussfolgerte, er habe einen Landeplatz gefunden. In der Maya-Stadt Palenque entdeckte er ein seltsames Götterfresko, und notierte, es sei ganz sicher die Abbildung eines Piloten in seinem Raumschiff.
Es ist spät geworden im Hotelrestaurant, das Essen ist abgetragen, diverse Weinflaschen sind geleert. Erich von Däniken schwingt sich gerade mal wieder zu einem seiner spontanen, schöpfungsgeschichtlichen Vorträge auf, als auf einmal ein zorniger Familienvater vom Nebentisch aufspringt und herüberstampft. „Können sie nicht endlich aufhören mit diesem bescheuerten Gefasel? Außerirdische! Affen! Jeden Abend dieselbe Leier.“ Erich von Däniken, der zwischen einer jungen Ufologin aus Kanada und einem amerikanisch-kolumbianischen Philosophieprofessor nebst Familie sitzt, lässt sich nicht aus dem Konzept bringen. Einen Mann wie ihn hält niemand auf. Der Störenfried kehrt nach der erfolglosen Intervention wieder an seinen Platz zurück. Von Däniken fährt mit den Außerirdischen fort.
Damals hätte der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können für ihn: Er veröffentlichte sein erstes Buch 1968, im selben Jahr, in dem die Erde zum ersten Mal aus dem Weltall zu sehen war. Erinnerungen an die Zukunft befriedigte die wachsende Sehnsucht nach dem Kosmos, das Buch brachte die Menschen zum träumen und zweifeln. Ohne nennenswerte Werbung erreichte es eine Auflage im zweistelligen Millionenbreich.
Seltsamerweise war die Zeit seiner größten Erfolge auch die Zeit seiner größten Niederlagen. Kurz nachdem sein Buch zum Bestseller wurde, sperrte man ihn für 18 Monate ein, weil er angeblich Kursteuern hinterzogen hatte. Er sagt, seine Zeit im Gefängnis habe ihn abgehärtet gegen Kritik. In seiner Zelle fiebert Erich von Däniken mit der ersten Mondmission mit, die live im Hörfunk übertragen wurde. Eine Stunde bevor die Amerikaner landeten, kam ein Gefängnisaufseher herein und nahm ihm das Radio ab. „Anweisung von oben“, sagte er. Von Däniken tobte vor Wut. Er verschlang Schopenhauer, Haeckel, Kant und vor allem Nietzsche. „Da stand: Was dich nicht umbringt, macht dich stärker. Und ich dachte mir: Jetzt erst recht!“
Es ist der nächste Tag und wir besuchen sein Büro in Interlaken, die Zentrale seines globalen Ufo-Imperiums. Über diese Geschichte mit dem Gefängnis wolle er eigentlich nicht mehr reden, sagt er, darüber werde „immer nur Scheiße“ geschrieben und mit seiner Arbeit habe das nichts zu tun. Er stößt die Zigarette so hart auf den Boden des Aschenbechers, dass sie zerbricht. Im Nachhinein sei das Urteil aufgehoben worden. Er springt auf, kramt ächzend ein Dokument aus einem Aktenordner und legt es auf den Tisch. „Siehst du?“ Erich von Däniken: „nicht vorbestraft“.
Sie schrieben, er sei ein Krimineller und Betrüger, ein Irrer und Hochstapler. Die Anti-Däniken-Welle erreichte ihren Höhepunkt 1973, als der Spiegel mit dem „Däniken-Schwindel“ titelte. Das Magazin wies ihm falsche Fakten nach und druckte ein Interview mit einem ungarischen Abenteurer, mit dem von Däniken gemeinsam eine metallene Bibliothek und einen Zoo aus Gold entdeckt haben wollte. Der Mann erklärte in wirren Worten, von Däniken sei niemals dort gewesen und außerdem würde die Höhle von geheimnisvollen Albino-Indianern bewacht. Grausamen Gesellen, die jeden bei sich behalten, der sich nach dort unten traut. Manche Fehler gestand von Däniken ein, doch das große Ganze verteidigte er über die Jahrzehnte wie eine Bärenmutter seine Jungen. „Man ist leichtgläubig als Jugendlicher und glaubt jeden Mist. Da oder dort hatten die Kritiker recht. Daraus lernst du, du musst alles genau überprüfen und mit jedem Buch besser werden.“
Sein Büro liegt jetzt in einem neuen, hellen Bau im Tal. In einer Ecke stehen zwei esstischgroße Zettelkästen. Jedes Kärtchen verweist auf ein Foto, einen Text oder irgendeine andere Information, die er im Laufe seines Lebens gesammelt hat. Auf einem leicht vergilbten Blatt Papier steht in Schreibmaschinenschrift: „Die Rillen der Startbahnen haben die Profile von Winterreifen. Außerordentlich exakt gearbeitet. Welchem Zweck mag dieses Bauwerk im Urwald wohl gedient haben?“ Erich von Däniken steuert auf einen Computer mit der Aufschrift „Guätä Morgä“ zu und erzählt währenddessen von der baldigen Digitalisierung seines riesigen Archivs. Ein junger Mitarbeiter hilft ihm dabei. Er sagt, er habe allein 5000 Fotografien aus der peruanischen Wüste gesammelt.„Nazca!“, seufzt er, „das ist ein Wahnsinn“.
Auch viele Drogenfreunde bewunderten ihn und seine Theorie, doch mit diesen Menschen kam Erich von Däniken nicht wirklich klar. Einmal traf er sich mit Timothy Leary und dessen Freunden zu einer Diskussion im Haus des Schweizer Mythologen Sergius Golowin. Es war die perfekte Atmosphäre für einen gemütlichen Plausch, ein Kaminfeuer brannte im Hintergrund, Leary dozierte mit sanfter Stimme, von Däniken hörte vor allem zu. Da erwähnte ein Mann in der Runde, er habe auf seinem letzten Trip den lieben Gott gesehen. Erich von Däniken fuhr auf und fragte ihn spöttisch: „Und? Wie hat er ausgesehen, der liebe Gott?“ Der Mann antwortete ihm: „Er war… ein gelber Fleck“. Da wusste er, LSD und Pilze würden ihn nicht weiterbringen. „Nein“, er habe noch nie Drogen genommen, sagt Erich von Däniken. Oder doch, Moment, fast habe er es vergessen, da war doch dieses eine Mal auf der mikronesischen Insel Pohnpei. Die Eingeborenen gaben ihm einen klebrigen braunen Saft aus Kava-Kava-Wurzeln. Er trank einen Schluck und dann noch einen, sie tanzten und schlugen die Trommeln während von Däniken im Rausch versank. Der Raum zog sich zusammen, die Falten der Dorfältesten verschwanden, ihr verschrumpelter Busen wurde prall. Sie verwandelte sich in einen „knusprigen Twen“ und lächelte ihn an. Das war alles. Wirklich tiefgehende Erkenntnisse gelangen ihm unter Drogeneinfluss nicht.
Er sagt, die Gesamtauflage seiner 32 Bücher liege momentan bei ungefähr 62 Millionen. So genau wisse er das nicht. In einer Vitrine im Vorraum seines Büros stehen japanische, holländische und hebräische Ausgaben, daneben eine dubiose goldene Auszeichnung namens „Ideen Oscar 2003“. An der Wand hängen ein paar Zertifikate, „Cambridge – Men of Achievment“, „Stellar Embassy“. „Das ist alles Scheiß, nur das da ist gut“, sagt er und deutet auf den Ehrendoktor einer bolivianischen Universität. Im hinteren Zimmer summt und rüttelt ein Apparat, den er seine „Geldmaschine“ nennt. Es ist eine kleine Maschine, die DVDs brennt und mit einem Bild der Osterinselstatuen vor einem grünen, brennenden Etwas bedruckt. Auf dem Tisch liegt eine Platon-Gesamtausgabe und ein paar Schritte davon entfernt ein Magazin namens Gral.
Kaum ein Mensch hat mehr Verrückte in seinem Leben kennengelernt als er. Sie bleiben an seinem Stoff kleben wie Insekten an einer Fliegenfalle. Er erhält Briefe über Blitzeinschläge, Waldschrate, Krebsgeschwüre, die jüdische Weltverschwörung natürlich auch. Wenn ihm einer leid tut, schreibt er schon auch mal zurück, längere Dispute liefert er sich nie. Manchmal kommen sie ihm auch persönlich so nahe, dass er ihnen schwer entkommen kann. Die Spinner lauern ihm nach seinen Vorträgen auf und erzählen ihm, sie hätten mit Außerirdischen gesprochen. Er ist höflich und hört ihnen zu. Dann sagt er, es tue ihm leid, er brauche Beweise in der Hand. In den 70er Jahren kam einmal ein Sportjournalist zu ihm und behauptete, er habe den Befehl bekommen, eine Religion zu gründen. Erich von Däniken sagt, er habe gedacht: „Leck mich am Arsch, von diesen verblödeten Religionen haben wir schon genug.“ Als der Mann ihn ein paar Jahre später in einem Genfer Hotel aufsuchte, hatte er Karriere gemacht. Er war der Anführer der Raelianer und hatte auf Basis der Von-Däniken-Theorie eine Sekte mit zehntausenden Mitgliedern gegründet. „Es war sonnig, ich saß draußen auf der Terrasse am See. Und dann kommt einer dahergelaufen im Prophetengewand, wie alttestamentarisch, mit Bart und Ketten, begleitet von zwei oder drei Leuten, die ihn Hoheit und solches Zeug nennen. Da war ich so was von angewidert. Ich sagte, Rael, geh weg, mit einem wie dir diskutiere ich nicht.“
Gemeinsam mit ein paar Freunden und seiner Sekretärin isst Erich von Däniken auf der Terrasse eines Grandhotels im Tal zu Mittag. Er macht sich nicht viel aus Geld und Luxus, aber er liebt dieses Ambiente, wie er auch sonst ein Mann für klassische Unterhaltung ist. Pianomusik, Kellner im Frack, Whisky an der Bar. Er selber spielt Trompete und Klavier. Wenn das mit den Büchern nichts geworden wäre, wäre er heute ein Bandleader, erzähltt er. Vor ihm setzt ein Paraglider auf einem frisch gemähten Feld zur Landung an. „Schau mal“, ruft Erich von Däniken, „da kommt noch so ein Gott vom Himmel herunter“. Sein Telefon klingelt, er hebt ab. „Aha, soso, bin grad beim Essen, tschau, bye-bye.“ Er blickt in die Runde, sein hartes, ledernes Gesicht wirkt plötzlich weich. Er lächelt und sagt: „Auf Spiegel Online steht, Katholiken dürfen jetzt offiziell an Außerirdische glauben. Toll, oder nicht?“
Er weiß, dass er den Tag des objektiven Beweises nicht erleben wird. Sie werden sich nicht bei ihm entschuldigen und den Nobelpreis werden sie ihm auch nicht geben. „Ich bin jetzt 73, irgendwann gehe ich ein in das, was ich den grandiosen Geist der Schöpfung nenne. Ich verlasse die Erde in der Zuversicht, dass diese Geschichte, die ich da angestoßen habe, weiterläuft, egal, ob ich dabei bin oder nicht.“ Erich von Däniken ist ein optimistischer Mensch. Er will, nein: er weiß, dass es besser werden wird auf diesem Planeten. „Wenn wir Kontakt haben mit Außerirdischen, kurven wir in die Gegenfahrbahn in die Zukunft rein. Sie müssen uns um Jahrtausende voraus sein. Wir werden sie fragen: Die Probleme mit Umwelt, mit Krach, mit Krieg, wie habt ihr das damals gelöst? Gab’s in eurer Gesellschaft auch diese Reibungskräfte?“
Gerne erzählt er auch davon, dass er bis zwei Uhr nachts wach bleibt und die Sterne beobachtet. Wenn ihn dann einer fragt, ob er da schon mal ein UFO gesehen habe, antwortet er spöttisch: „Natürlich nicht, die wissen, dass ich da rauf schaue, und hauen früh genug ab.“
Wenn er nicht arbeitet und seine Botschaft verkündet, dann schläft er in der Regel. Er warnt, man solle sich am Morgen nicht zu sehr auf seine Pünktlichkeit verlassen. „Ich träume herrlich“, sagt Erich von Däniken, wieder mit diesem rasselnden, unheimlichen R gesprochen. In den schönsten seiner Träume versucht er angeblich jede Nacht zurückzukehren. Erich von Däniken ist ein Air-Force-Pilot. Mit Helm und Sauerstoffmaske besteigt er einen Düsenjäger. Neben ihm sitzen fünf andere Piloten in ihren Hochleistungsmaschinen. Sie starten: zwei neben ihm und drei dahinter. Er folgt dem Kurs nicht, dem er folgen soll, zieht die Maschine radikal nach oben und steigt auf. In seinem Kopfhörer hört er die Stimme seiner Kameraden: „Erich! Erich, bist du verrückt? Die Maschine hält das nicht aus, sie explodiert, du kommst ins Vakuum!“ Irgendwann kracht der Flieger tatsächlich auseinander. Erich von Däniken wird herausgeschleudert und landet sanft auf einer Couch. Jemand freut sich und liebkost ihn, eine Stimme sagt: „Er ist da.“ Ein älteres, weises Wesen kommt hinzu und spricht ihn an: „Nein, Erich, du gehst zurück, es ist noch nicht so weit, du bist noch nicht fertig da unten.“
Es ist übrigens nicht schwer, Erich von Däniken zu ärgern. Man muss ihn nur auf die etwas abstruseren Geschichten ansprechen, die er in seinem Leben schon in Umlauf gebracht hat. „Hast du wirklich ein Zeichen gekriegt, wann und wie du stirbst? Hast du damals in der Wüste wirklich einen Außerirdischen namens Tommy getroffen?“ „Darüber rede ich nicht“, knurrt er und wendet sich ab. Er hat vor nichts so sehr Angst wie davor, für einen Esoteriker gehalten zu werden, einen Verrückten, wie diese ganzen Typen, die ihm hinterherlaufen. Selbst er, der Zeit seines Lebens zu allen medialen Schandtaten bereit war, hat so etwas wie Glaubwürdigkeit zu verlieren. Er kennt die Fallen, die ihm manche Menschen stellen wollen.
Erich von Däniken hat zwei Lieblingssprüche, die er Journalisten gerne mit auf den Weg gibt. Nummer eins: „Es sind die Fantasten, die die Welt verändern, nicht die Erbsenzähler.“ Nummer zwei: “Die einen kennen mich, die anderen können mich mal.“