Das Hotel-Stubenmädchen
Sie saß nachts, ganz zerpatscht von Stiegensteigen, Sorgsamsein für fremde Menschen, Aufmerken auf fremde Wünsche, in der Portiersloge, zählte einen Haufen Trinkgelder in ihre Schürze. Ich wußte, daß sie ein entzückendes dreijähriges Mäderl habe, und der Gatte war verschollen.
Ich sagte: „Woher sind Sie, Marie?!“
„Aus Kärnten.“
„Sie müssen ja die Dorfschönheit gewesen sein – – –.“
„Das war ich!“
„Und alle Jünglinge müssen sich um Sie beworben haben – – –.“
„Das haben sie getan.“
„Und da haben Sie sich den gerade aussuchen müssen?!“
„Er mich!“
„Und Sie sind so ruhig, so gesichert – – –.“
„Da kann man nicht aufbegehren. Es ist das Schicksal!“
„Nein, die Dummheit war es, die Borniertheit – – –.“
„Das ist ja unser Schicksal!“
Später sagte sie: „Rühren Sie mich nicht an, es paßt mir nicht. Weshalb streicheln Sie meine Haare?! An mir ist nichts mehr zum Streicheln – – –.“
Ich schenkte ihr eine Krone.
„Wofür geben sie mir das?!“
„Gewesene Dorfschönheit!“ erwiderte ich. Da begann sie zu weinen.