Sylt (I knew I was right)

Reportage
zuerst erschienen im März 2006 in Der Freund Nr. 7, S. 108-112
Im Jahre 1990 baten der Volontär Christian Kracht und der Praktikant Eckhart Nickel für das Magazin „Tempo“ den Schriftsteller Lorenz Schröter, nach Sylt zu fahren und mit einer Reprotage zurückzukommen. Die Chefredakteue Markus Peichl und Lukas Koch weigerten sich damals, diesen Text zu drucken. Sechzehn Jahr lang lag er in einem alten, abgewetzten Lederkoffer in Zürich, auf der Abseite der Mutter des Herausgebers Kracht. Und sechzehn Jahre später sieht alles ganz anders aus: Es gibt inzwischen das Internet, Mobiltelefone und etliche Billigfluglinien. Aber Schröters Reportage über Sylt liest sich heute frischer und zutreffender denn je. Enjoy

Diskutiert: Frank Stricker, das Konzept Wurst-Disco, Tempo 150, die völlig zu Unrecht vergessene Zeitschrift Neue Revue, Meech statt Milch, die Stuyvesant-Generation, Okisha vs. Fiorucci-Jeans, Thomas Manns Kampen-Zitat, Schollenpreise, The Doors

Nicht diskutiert: Alexander Dulgin

[108] Mein Zug bummelt durch Deutschland, dort wo es Husum, Klanxbüll, Niebüll, Seebüll und Heide-Holstein heißt. Im satten, regennassen Grün ducken sich klobige Reetdachhäuser, von ein paar Bäumen umgeben. Die Kühe werden schwarz-weiß, es riecht nach Salz, Geest, Marsch, nach Sielen, Deichen und Prielen. Das ist mir alles sehr fremd.

Dann kriecht der Zug über den Hindenburgdamm nach Sylt, Endstation Westerland, die nördlichste IC-Bahnstation.

Der Kern von Westerland ist die siebenhundert Meter lange Friedrichstraße, eine Fußgängerzone zum Auf- und Abpromenieren. Fünf Tage werde ich diese Straße hin und her flanieren, völlig ratlos, was ich mit diesem Stück Deutschland anfangen soll. Sonnengegerbte Rentner stemmen sich wie schief eingeschlagene Nägel gegen den Nordwester, Menschen in pastellenen Pullovern mit Seglerstreifen stecken die Hände in die Leinenhose und stapfen zielstrebig in ihren Golfschuhen gegen den Wind ins Nirgendwo, ans Ende der Friedrichstraße.

Gegen den Wind zu gehen ist eine Leistung an sich, kein dolce fa niente, sondern leistungsprotestantisches Abenteuer. Die Schritte holen weit aus, ein bißchen Wandervogel, ein bißchen HJ und BDM im Walnußkerngesicht: Spazierengehen. Die Bernsteinketten reiben sich an der Schurwolle, das schlohweiße Haar oszilliert ins Altrosa über, fahl, falb und hellblau sind diese Menschen.

Ich starre diese Geschöpfe fassungslos an. Das ist also Deutschland. Daheim rede ich mit meinem Telefon, suche mir meine Freunde bewußt aus, durchteile die Menge blind, ohne nach links und rechts zu schauen. Hier, fern der Heimat, tausend Kilometer weit weg, entfällt die schützende selektive Wahrnehmung. Allein liegen meine Nerven bloß und ich MUSS ALLES SEHEN.

Zum Beispiel diesen eindeutig norddeutschen Typus der Lufthansa-Stewardeß der 70er Jahre, forsch modisch mit heillos überschminktem Gesicht, mit fetten blauen Augenwimpern, zuviel Lidschatten, zuviel Kajal und tief braunem Make-up. Das ist die Stuyvesant-Generation. [109]

Oder die Prinz-Heinrich-Mütze mit dem klaren Blick. Ein Blick, der keine Zweifel kennt. Man muß anständig sein, anständig mit spitzen S. Diesem Blick ist katholisches Tohuwabohu mit all den Engeln, Seligen, Heiligen, Päpsten, Sukkubi und Inkubi zutiefst zuwider.

In goden wie in slechten Dagen: Fisch is god fürn Magen

Eine Autostraße kreuzt die Fußgängerzone. Hundert anständige Hanseaten warten beidseitig der Straße, bis das Grün die Erlaubnis zum Gehen erteilt. Auch wenn weit und breit kein Auto herantuckert, Vorschrift ist Vorschrift. Alles andere ist verboten. Dazu sind Ampeln schließlich da.

Ich pilgere von einem Cafe zum anderen, trinke Mineralwasser, Birnensaft und Sanddorn. Laß den Schmerz kommen. The harder they come. Und sie kommen. Die schmerbäuchigen Erfolgreichen in senfgelber Leinenhose, die Porschlöcher und Uschi Glasens. Die Gummistiefelfamilie mit ihren in Okisha-Jeans gekleideten knallgelben Gören. Und die Hipsters aus Herne in Surfmode. Surfmode ist die schrecklichste Entgleisung seit dem kackbraunen Hosenrock aus Breitcordsamt. Dazu trägt der Trendie aus Salzgitter die Modefarbe Neon. Dann kommt der Infanteriezug aus dem Stützpunkt Wolfsburg, um bei McDonalds den teuersten Big Mac Deutschlands zu essen, mit fünf Mark sind Sie in Sylt dabei.

Ich sehne mich nach einer Lederjacke, Dosenbier und einem Klappmesser, um mir die Fingernägel zu reinigen und laut Heil Hitler zu brüllen. Irgendwas, um der Hölle von Westerland zu entkommen. Einen Deich will ich um mich bauen.

Bereits am zweiten Tag nervenzehrender Recherche habe ich grüne Pickel am Arsch und beschließe, mir die Natur Sylts anzuschauen. Die Natur kostet 5,50 Eintritt, nach 14 Uhr nur noch die Hälfte. Der Strand ist zum Barfußlaufen zu klamm. Für Schuhe zu sandig. Außerdem lecken heimtückische Wellenausläufer nach meinen Füßen, ich muß immer extrem würdelos zur Seite springen.

Wie ein Idiot biege ich nach links ab, wie alle anderen Idioten auch. Beim Stehenbleiben gucke ich auf das Meer. Der Blanke Hans, wie das Wasser hier heißt, ist heute ziemlich unbeeindruckend, grau und unendlich. Der Himmel ist laschfarben. Wie eine Regenrinne.

Viele kommen ans Meer, um Gott zu finden. Oder sich selbst. Oder die Ruhe. Dann schaut man aufs Meer und sieht die Unendlichkeit. Und die Steuererklärung wird irgendwie relativ. Nach einiger Zeit hat man dann genug, und der gefundene Gott wird in seiner ganzen Unendlichkeit etwas langweilig. Dann wendet der Strandläufer seinen Blick hinab, um das angespülte Kruschzeug zu betrachten. Tang, tote Quallen, Algen, die komischen Dinger mit Bläschen, die man knacken kann, verkohltes Holz, Muscheln, Teer, winzige Stücke von irgendwas, Brösel von was ehemals Großem. Tja, das ist der Lauf der Dinge.

Der Sand knirscht. Einsamkeit in der Ölhaut. Die geballten Fäuste in den Taschen an die Hoden gepreßt. Man lebt so tief wie nie. Sagt Thomas Mann.

Trotz der steifen Brise geben einige bekennende Nackte Sylt das gewisse Etwas, in dem sie blau und zusammengeschrumpelt in der Gischt rumhüpfen. Das Schamdreieck wegen der hochhüftigen Badeanzüge zum Viereck mutiert.

Jeder ist eine Insel. Besonders auf Sylt, der Fortsetzung Roy Blacks mit anderen Mitteln.

Rentnergespräche:

„Fisch gehört frisch auf den Tisch.“

„Zum Schollenfilet müssen es Salzkartoffeln sein. Neulich wollte man mir Kartoffelsalat geben, und daß bei Schollenfilet zu 18,50. Nein habe ich gesagt. Ich will Salzkartoffeln. Das gehört zum Schollenfilet. Wenn Sie mir keine Salzkartoffeln geben, will ich den Geschäftsführer sprechen. Ich habe sie dann bekommen, die Salzkartoffeln. Man muß sich nur wehren.“

„Letztes Jahr gab es Schollenfilet noch für 16 Mark 30.“

[110] „Mit Salzkartoffeln?“

„Natürlich.“

„Mein Mann und ich kommen nun schon seit 1951 auf die Insel.“

„Damals war Sylt noch Sylt.“

„Letztes Jahr haben wir im Hotel Stadt Hamburg logiert. Da gab es nur dieses traurige deutsche Frühstück. Für sechs Mark.“

„Wir waren in Venedig und übernachteten in dem Hotel, wo die Politiker während des Wirtschaftsgipfels untergebracht sind. Ich war einfach neugierig auf den Kasten. Hat 280 Mark gekostet.“

„Ja, manche sind so.“

Niemand hört zu. Sprachfetzen blubbern aus der Bauchspeicheldrüse, wie wiedergekäut plumpsen Sinn entleerte Harmonieworte heraus. Bewußtlos.

Sie erzählen sich Witze von der letzten Seite der Neuen Revue, sind sich einig gegen antiautoritäre Erziehung und abstrakte Malerei. Und so was bezieht Rente. Erst einen Weltkrieg anfangen und dafür die höchste Rente, die jemals auf deutschem Boden ausgezahlt wurde. Wo bitte kann man den Generationsvertrag auflösen?

In Sylt wird man entschlackt. Nächstenliebe, Höflichkeit, Mitleid schwitzt man aus, und die völlige Einsamkeit macht sich breit. Gott hat es gut, er ist dreieinig. Ich aber bin allein. Unter lauter Idioten. Nach zwei Tagen Menschenfeindlichkeit, nach verwirrendem Norddeutschtum, Menschen, die keine zwei Konsonanten hintereinander aussprechen können, hier sagt man Meech statt Milch, schwaaz statt schwarz und Wuast statt Wurst, nach all dieser Blondheit und Zahntuben-Aufroll-Mentalität habe ich mir gut ins Gewissen geredet und wollte das Gute finden.

Ich habe es gefunden. Es sind die Kellner, Taxifahrer, Zimmermädchen, Zivildienstleistenden[1]. Die, die den Mehlwurm der Kurgäste melken.

Die Könige von Sylt stehen hinter dem Tresen, schaufeln Eis in Butterwaffeln, dampfen Milchschaum auf, gabeln Tortellini auf den Teller, gießen Ginger Ale ein, schütteln die Kissen, schalten den Taxometer ein. Sie stehen im Küchendampf, die frisch geduschten Leiber verschwitzen langsam, Speisedampf kriecht in die Hemden, altes Fett klebt sich unter die Fingernägel, die Haare fallen ins Gesicht, vom Reste essen blühen Pusteln auf.

Nach Dienstschluß mit frischem Deo ins Bogarts, mit Sekt und Bier die Nerven beruhigen. Sie trinken sich vorsätzlich in Hochstimmung. Die Muskeln noch müde, der Blutdruck hoch, um endlich gegen die Welle der Arbeit anzuschwimmen, den Kunden und den Küchenherden zu entfliehen.

Hindenburg-Roulette im Kleist-Casino

Rotes Kliff, Wursttheke Thevis, Gogärtchen, Kleist Casino, Crazy Island. Es heißt, der Boß sei mit drei Angestellten im Bett erwischt worden. Im kaum knietiefen Kühlraum sei dem Koch einer geblasen worden, worauf diesem gekündigt worden sei und er den Wirt bei der Gesundheitspolizei angezeigt habe. Der Pfarrer habe ein Verhältnis mit der Sekretärin des Bestattungsinstituts und kommandiere seine Zivildienstleistenden zum Geschirrspülen in das Hotel eines Freundes ab. Leysieffer, Franz Stricker, Gösch, Jenssen, Gourmet Eck, American, Rauchfang, Kupferkanne, Odin … Tanzen, küssen, Gläser zerschmeißen, die Wangen gerötet und endlich reden, reden, reden. Nie mehr lächeln. Mit 150 nach Kampen ins Pony. Eine tabaksudbraune In-Kneipe, die wie eine in den 60er Jahren stehen gebliebene Skihütte wirkt, Butzenscheiben und nur eine Biersorte. Hier drängen sich wieder die ältlichen Stewardessen mit den sauren Zügen um den Mund, die Männer in den dynamischen Jeans [111]  sehen alle wie WDR-Redakteure aus. Es gibt die Verlagslektoren im Polohemd, übergewichtige Pelzhändler und ein paar, die aussehen, als wären sie prominent. So mit Charakterfalten im Gesicht, ideal für Schauspieler im Dritten.

Christian Anders bewacht die Disco Rotes Kliff. In dunklen Ecken lassen sich Damen in der Sylter Uniform Brosche & Handtasche von den Pelzhändlern Karibikdrinks spendieren. Im Gogärtchen bewacht das Rotbarschgesicht des Geschäftsführers die versammelten Glatzköpfe, die mit Hans Joachim Friedrichs verwechselt werden wollen. Oder mit Peter Boenisch. Doch halt, das ist wirklich Peter Boenisch mit seiner jungen Frau. Die auch noch lächelt, als sich das Gespräch längst von ihr abgewendet hat. Als hätte man vergessen, die Nachttischlampe auszuschalten.

Hier darfs die Prominenz mal so richtig gemütlich haben. Nicht immer anstrengend FAZ oder Wall Street Journal lesen. Nee, lieber Kaffee und Kuchen und selbstgerechte Reden am Tresen führen. Der Welt mal erklären, wie die Welt beschaffen ist. Und die mickrigen Lichter mit weniger als 10 000 Monatseinkommen müssen einem zuhören. Hier darf ich ungestört Elmar Gunsch sein. Oder Peter Boenisch. Mensch eben. Die ganze Sülze, die man sonst aus Gründen des Niveaus bei sich behalten muß, kann ungestört raus fließen. In Kampen.

Mit 150 zurück nach Westerland. Pizza bei Pippo, dann Wursttheke Thevis. Eigentlich eine normale Metzgerei, dank der zuckenden, farbigen Beleuchtung eben Wurstdisco. Dann zu Gösch, dem Fischbistro, und Leysieffer, der Konkurrenz. Checken wir noch schnell das Kleist Casino und das Crazy Island, eine ganz traurige Disco. Sie hat den Ruf einer Teenie-Bar, und einsame Päderasten [sic] sitzen zwischen einem Pils und einer Kerze und warten auf die Teenis [sic]. Ein klein bißchen besser ist das American. Der Dicke Dieter, eine Lokalgröße und FußbalItrainer, läßt Acid vom Plattenteller los und Bielefeld tanzt. Die weiten, weißen T-Shirts leuchten im Schwarzlicht wie das Chinin im Gin Tonic. Ab 18 trägt man Fiorucci, Benetton und Boys.

Endstation Bogarts, eine Disco wie jede andere auch. Ständig stolpert man über Hocker, die an den Wänden aufgestellt wurden, damit es auch bei zehn Gästen voll aussieht. Hier versammelt sich der Bodensatz der Nacht. Zappelige Kellner, zugeschüttete, knapp noch mit den Füßen wippende Kellner, in den Ecken herumliegende Kellner und mit dem letzten Bier redende Kellner. Eine Freundesgruppe aus Cuxhaven hat sich dazugemischt, um Abschied zu feiern, die Nacht durchzumachen. Dann, in seltenen Sternstunden, bricht Besitzer Franz Stricker von der Mainstream-Sülze aus und der Plattenspieler wird radikal. Eine halbe Stunde Doors. Unerbittlich. Schließlich, nach siebentausend Bier und einer Unendlichkeit The End tut sich auch in Westerland der Abgrund auf und man ist wieder per du mit der Apokalypse.

Wenn dann auch im Bogarts die Aschenbecher geleert werden und der letzte Kellner die Gläser einsammelt, bleibt nur noch der Strand.

[112] Müde, schwer und das Herz wie mit einer Drachenschnur im Sturm befestigt schleppt man sich zum Ufer. Die Schuhe klobig und versandet. Das schwarze Meer spült Schaumkronen an. Aus dem alkoholseligen Reden wird träge Ruhe. Jetzt ein paar Strandkörbe zusammenstellen und ein Mädchen mitnehmen. Oder baden. Wenn es nur nicht so kalt wäre. Wenn man nur nicht so müde wäre.

Laptop und Lederhosen (Stoiber) versus Fisch und Chips (Simonis)

Sylt ist ein merkwürdiges Stück Deutschland. Die erste Schicht ist grauenhaft normal, wie man es kaum noch kennt. Menschen, die aussehen, als sei die ZDF-Hitparade ihr Leben. In dieser Schicht kann man wühlen, sich in Deutschland suhlen. Kurkonzert, tingelnden Schlagersänger zuhören oder den sehenswerten, zum Kult gewordenen Dia-Vortrag Orkan über Sylt ansehen. Oder zum alljährlichen NDR-Prominenten-Kick gehen. Da sieht man, wer von den Volksbelustigern Mike Krüger, Uwe Seeler und Didi Hallervorden sich korrekt der würdigen Beschäftigung mit dem Ball hingibt und wer auch bei dieser Gelegenheit unerträglich ist. Roberto Blanco zum Beispiel. Wie er rumkaspert, um noch eine Bemerkung vom Stadionsprecher zu provozieren und sein öffentliches Abnippeln aufzuhalten. Er befingert Dagmar Berghoff und hanswurstet als Depp vom Dienst herum. Das ist Deutschland.

Die zweite Schicht ist das Nachtleben. Solange es noch neu für einen ist, ein nettes Karussell, und am Ende ist man wieder wohltuend einsam.

Was aber ist der Kern von Sylt, was macht es anders? Die Natur? Strandhafer, saure Gräser, silbrige Blätter, Wanderdünen, schreiende Möwen, von Heckenrosen umzäumte Wege mit roten, fetten Hagebutten? Warum Sylt? Warum klebt man sich so ein wabbliges T-förmiges Syltbild aufs Auto?

Sylt ist das Schwabing der Waterkant, Schwabing ein Alpensylt. Wie sich die Münchner ein Schwabing halten, mit Cappuccino-Tresen und Schwarzlicht-Cafes, so hält sich Hamburg und der norddeutsche Rest Sylt. Die Insel riecht wie Schwabing nach Chic, Flanieren, Schickeria. Beides sind Mode-Gerüchte, Nord- und Südpol des Hipness.

Sylt fing mit FKK als Breitensport an, Schwabing gab uns das Oben-ohne-Baden auf jeder Grünfläche. Skygymnastik, Tiramisu und die Bistro-Pest entstanden in Schwabing, während uns der Norden mit Golf und Tennis verseuchte. Der Siegeszug des Wodkas begann in Sylt, Hamburgs beliebtester Theke; die Bayern konterten mit Tequila. Nordische Popper versus süddeutsche Yuppies - ein Pingpong der Moden.

Nur Sylt kommt langsam außer Atem. Während Schwabing seit Jahren Sushi-Bars, Engtanz-Partys und Heavy Metal frönt, scheint dem Norden die Lust auf die Party vergangen zu sein. Sylt ist ein überlaufendes Gerücht. Der Köder, der die Fliegen anzieht, ist seit langem vergammelt. Was bleibt ist die Luft. Und das Ende von Deutschland.

Der nördlichste Punkt Deutschlands liegt auf Sylt und heißt Ellenbogen. Eine sandige Landzunge trennt ruhiges von bewegtem Wasser. Surfer gleiten durchs Wasser, Wanderer ziehen vorbei, als sei nichts besonderes dabei. Obwohl hier Deutschland aufhört. Hier steht eine Halterung für einen Rettungsring um Ertrinkende zu retten. Nur der Rettungsring ist gestohlen worden. Wenn das mal nicht symbolisch ist. Am Ende von Deutschland gibt es keine Rettung.

[1] Z.B. Eckhart Nickel, noch ohne Promotion