H.P. Baxxter und Albert Oehlen – „Es geht um die Auflösung jeglichen Sinns“

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Interview
zuerst erschienen am 16. Januar 2011 in Die Welt am Sonntag, S. 54-55
High and low, here we go: Mitte der Nullerjahre begann der Maler Albert Oehlen, Wörter und Sätze über seine Bilder zu pinseln, die er aus dem Textfundus der Hamburger Technopop-Band Scooter („Hyper Hyper!“) gezogen hatte. In Interviews äußerte sich Oehlen zunehmend interessiert an den Positionen und der Meinung H.P. Baxxters, des Sängers von Scooter, der mit absurd-hohlen Slogans zu brachialen Technosounds seit Anfang der 90er-Jahre konstant Charterfolge feiert – und für viele (vor allem humorlose) Kritiker als Inbegriff des schlechten Geschmacks gilt. Auf EInladung der „Welt am Sonntag“ trafen sich beiden Popikonen erstmals zum Gedankenaustausch. Aufgezeichnet hat das Gespräch Max Dax – bei schwarzem Filterkaffee und Rosé-Champagner im vornehmen Hamburger „Atlantic“-Hotel.

Albert Oehlen: H.P., ich habe dieses Treffen angeregt, weil mich die Frage der tatalen Sinnentleerung interessiert, die Frage der Oberflächen. Ich erinnere mich noch ganz genau an einen Scooter-Moment. Anfang der Neunziger habe ich euch das erste Mal auf Viva gesehen: den Arm gereckt, im Kommandoton auf den Betrachter zumarschierend. Ich dachte: O mein Gott, was ist denn da los?

H.P. Baxxter: Die Beschreibung haut hin. Die Inszenierung hatte übrigens keinen tieferen Sinn. Das Geheimnis von Scooter war immer die Unverkrampftheit. Wir hatten keine Ambitionen. Das Jahrzehnt vorher hingegen wollte ich unbedingt Popstar werden und tat alles dafür. Ich hatte eine Wave-Band, die hieß Celebrate The Nun. Diesem Unterfangen hat man offensichtlich den Wunsch nach Berühmtheit so sehr angemerkt, dass wir von Pleite zu Pleite schlitterten. Dann lösten wir die Band auf und gründeten mehr aus Zufall Scooter. Ohne jeden Anspruch. Und seitdem verkauften wir wie geschnitten Brot. Wie ging dir das in der Malerei? Hattest du von Anfang an ein Ziel? Wolltest du berühmt werden?

Oehlen: Nein, diesen Wunsch gab es so nicht. Es gab Ziele insofern, dass ich vor mir selbst sehr klar wusste, was ich gut und was ich schlecht fand. Aber das habe ich nie ausgesprochen.

Baxxter: Warum nicht?

Oehlen: Ich wollte das Höchste. So groß und so toll es geht. Aber so etwas spricht man nicht aus, das spürt man nur. Und wenn man dann Möglichkeiten bekommt, dann nutzt man die.

Baxxter: Wusstest du von Anfang an, dass du Maler werden würdest?

Oehlen: Als Kunststudent war das nicht zwingend. Ich habe das Malen aber zunehmend als Herausforderung angesehen, weil man sich automatisch als Maler in Vergleich stellt mit einem Großteil der Kunst, die vor einem gewesen ist. Als Maler zu wirken, bedeutet ganz klar latent größenwahnsinnig zu sein. Anders als, sagen wir, ein Videokünstler, der sich per Definition nur mit anderen Video- oder Konzeptkünstlern messen kann, nicht aber mit den Malern der Renaissance und anderer Kunstepochen. Erfinder eines Genres zu sein reizt mich nicht. Ich will nicht „der mit der Glühbirne“ sein, weil dadurch Zeitlinie und Vergleichbarkeit wegfallen. Ich will lieber unter dem immensen Druck einer langen Tradition stehen.

Baxxter: Nach dem Abi dachte ich, ich sei der Größte. Ich wusste, dass ich Popstar werde. Und dann wollte dieses Ereignis einfach nicht eintreten.

Oehlen: Hast du da schon im Befehlston geshoutet?

Baxxter: Nein, da habe ich noch ganz normal gesungen. Das Tolle an der Wave-Musik war ja, dass zwar der Gitarrist sein Instrument beherrschen, der Sänger aber gar nicht singen können musste, solange er eine gewisse Atmosphäre hinbekommt. Auch Marc Almond konnte nicht singen. Und trotzdem waren Soft Cell super.

Oehlen: Techno schließt insofern an Punk an, als es auch im Techno ging es nie um Virtuosität ging.

Baxxter: Stimmt. Und heute ist es ja noch viel stumpfsinniger als je zuvor: Die jungen Leute heutzutage programmieren sich ihre Songs im ICE am Laptop zusammen, und zwar mit Programmen, die an „Malen nach Zahlen“ erinnern. Das geht völlig ohne Tastatur, nur noch intuitiv. Scooter sind dagegen eine geradezu altbackene Band: Wir spielen noch richtig Akkorde auf dem Keyboard und nehmen sie auf. Anders unser 18-jähriger Studio-Praktikant: Der hält uns für Techno-Opas. Albert, hast du mit solchen Problemen zu kämpfen? Hält man dich für einen Kunst-Opa?

Oehlen: Nein. Technische Entwicklungen spielen nur dort eine Rolle, wo der Künstler genau dies will. Aber im Vergleich zur Musik sind das Einzelfälle. Techno steht ja für eine ganze Generation von Musikern, welche die Gitarre gegen den Computer eingetauscht hat. Eine solche Bewegung, die sich bedingungslos der Technik verschrieben hätte, hat es in der Kunst nie gegeben. Und noch etwas: Der Sound einer TR-303 reicht ja bereits, um beim Publikum eine gewisse nervöse Vorfreude und gute Laune auszulösen. Eine solche Vorab-Überwältigungs-Garantie gibt es in der Kunst eigentlich nur dann, wenn mit Tricks gearbeitet wird. Wenn man mit Sachen Kunst macht, die alleine schon Reaktionen hervorrufen – Gold oder Sex oder extremer Materialaufwand.

Baxxter: Gibt es in der Kunst Trends, an denen man sich orientieren muss, um nicht weg vom Fenster zu sein? In der Musik ist es so. Das kann ein Sound sein, ein Stimmen-Filter oder eine Tempoänderung. Vollzieht man die nicht nach, ziehen die anderen an einem vorbei.

Oehlen: Nein, das ist in der Kunst nicht so saisonal. Es gibt gelegentlich technische Entwicklungen, so dass man von einemvorher“ und einemnachher“ sprechen muss. Ich denke da an den Großformats-Fotoprint. Es war ab einem bestimmten Zeitpunkt möglich, mit einer bis dato ungeahnten Qualität, Schärfe und Präzision riesige Fotoabzüge herzustellen. Das ist dann eine für Weile viel zu sehen.

Baxxter: Von den technischen Entwicklungen sind wir natürlich auch abhängig. Wenn wir da was verpassen, ziehen die anderen ebenfalls an uns vorbei.

Oehlen: Mich interessiert es, ob es ganz spezifische Überwältigungseffekte, die ihr bewusst einsetzt? Kann man gezielt Reaktionen provozieren? Damien Hirst hat diesen präparierten, lebensgroßen Haifisch in der Vitrine. Der Betrachter ist im Angesicht des Haifischs von der Arbeit überwältigt. Du kannst diesen Effekt beim Betrachter voraussagen.

Baxxter: Du bist von der Naturgewalt beeindruckt, die dich anstarrt, ich verstehe. In der Musik wäre die Entsprechung zum Hai oder zum Gold oder zum Diamantenschädel, vermute ich mal, die Stille. Und im Kontrast dazu die Lautstärke. Es spielt keine Rolle, ob der dynamische Kontrast von einem Idioten oder einem Supermusiker gesetzt wird. Nur Stille funktioniert nicht, und nur Lautstärke stumpft auch ab. Es sind regelmäßig die vier Takte absolute Stille inmitten eines Techno-Beats, welche die Massen zum Ausrasten bringen. Oder du kannst Sex ins Spiel bringen, indem du auf der Leinwand hinter der Bühne oder im Video zum Song explizit Dinge zeigst. Der Mensch hat Augen. Er sieht Sex und er hört laute Musik. Das eine beschleunigt das andere.

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Oehlen: Mich interessieren die Effekte, die keine Kreativität involvieren.

Baxxter: Ich wüsste zum Beispiel nicht, worin die Kreativität liegen sollte, wenn Scooter auf der Bühne im Gleichschritt synchron marschieren. Aber die Leute fahren immer darauf ab.

Oehlen: Der Schriftsteller Rainald Goetz hat sich mit Techno sehr intensiv befasst. Er meint, dass es eine glücklichmachende Tonhöhe oder Frequenz im Techno geben muss. Anders könne er sich die stets wiederkehrende Euphorie nicht erklären.

Baxxter: Körperliche Erschöpfung ist Voraussetzung. Nicht umsonst tanzen die Menschen zehn, zwölf Stunden am Stück. Und wenn dann für vier Takte die Musik aussetzt und völlige Stille herrscht und dann der Beat wieder einsetzt – das ist pure, voraussagbare Euphorie.

Oehlen: Aber dieser Effekt könnte doch auch dem Einfühlungsvermögen des DJs zu verdanken sein. Das wäre, anders als die glücklichmachende Frequenz, die möglicherweise eines Tages wissenschaftlich beweisbar sein wird, doch wieder ein kreativer Akt, oder nicht?

Baxxter: Ich würde da nicht von Kreativität reden. Es kommt einfach nur darauf an, dass auf einen eine längere Zeit durchgehaltenen Beat dieser Moment der Stille kommt – und es dann anschließend wieder losgeht. Luftkrieg-Alarmsirenen sind auch ein gern genommener Effekt. Es geht immer um den Gegensatz. Laut/leise. Langsam/schnell. Hart/lieblich. Das hat zunächst einmal nichts mit Kreativität zu tun.

Oehlen: Rave und Techno haben für mich viel mit Durchrattern zu tun. Ist die Maschine einmal angeschmissen, hat sie durchzulaufen, um so etwas wie Trance zu erzeugen. Bei euch gibt es immer diese Unterbrechungen, dann das Snare-Stakkato, Donner oder die Sirene. Das ist doch ein Widerspruch zu dem, was man von Techno erwartet.

Baxxter: Scooter haben schon immer versucht, einen ganzen Rave-Abend in drei Minuten dreißig Sekunden zu packen. Ich würde fast sagen, dass wir uns der Struktur von Popsongs bedienen. Es gibt bei uns immer ein Intro, Strophen und Refrains. Ist das auch so ein Effekt?

Oehlen: Ich dachte zum Beispiel an: mit dem Finger auf die Leute zeigen und anbrüllen im Stroboskoplicht?

Baxxter: Das funktioniert live. Immer. Was auch live funktioniert: Pyro in die Luft jagen, und zwar am Besten genau im Moment der Stille. Da weiß ich als Performer auf der Bühne schon vorher: Jetzt reißen sie gleich die Arme in die Luft. Ungleich schwerer ist es, solche Effekte in einer Single oder einem Album zur Geltung zu bringen. Nicht umsonst gibt es so viele One-Hit-Wonder. Denen ist dann ein Effekt einmal zufällig gelungen, und sie wissen nicht, wie sie ihn reproduzieren können. Es gibt keine Erfolgsgarantie bei Plattenveröffentlichungen. Außer vielleicht der einer wiedererkennbaren Stimme.

Oehlen: Das ist eine Problematik, die ich auch kenne. Ich habe, durch euch inspiriert, viel mit Slogans gearbeitet, und die in meine Bilder hineingemalt. Mein größter „Hit“ war: „Hallelu9“.

Baxxter: The KLF haben auch mit Verneinungen gearbeitet. Einer ihrer Hits trug den Titel „Don’t Take Five“.

Oehlen: Das ist natürlich genial, denn es ist doppelt absurd. Das Original von Dave Brubeck meint ja nichtNimm fünf“, sondernEinspielung Nummer fünf“.

Baxxter: Da wäre ich nie drauf gekommen.

Oehlen: Fühlt ihr euch verpflichtet, immer wieder etwas Neues zu machen?

Baxxter: Gerade erst kürzlich haben wir alle unsere alten Instrumente, von denen wir genau wissen, wie wir ihnen die ganz speziellen Sounds entlocken können, beiseite gelegt und uns neue Sequencer und Instrumente zugelegt. Wir haben uns eine Situation geschaffen, in der wir uns nicht mehr auf sicherem Terrain bewegen.

Oehlen: Interessant. Das ist ein methodisches Vorgehen, das ich auch von meinen Kunststudenten immer wieder verlangt habe: Ab und zu müssen sie ihr Material überprüfen. Jeder Pinsel und jede Leinwand, die sie benutzen, muss dann hinterfragt werden. Es geht auch darum, ob man automatisch den gleichen Pinsel wieder kauft, den man beim letzten Mal schon benutzt hatte. Schleichen sich aber solche Automatismen ein, werden die Bilder unabsichtlich ähnlich. Wenn man sich aber zwingt, mit völlig neuem Material zu arbeiten, ist man auch gezwungen, auf dieses Material zu reagieren. Dadurch machst du dir dein eigenes Handeln bewusst.

Baxxter: Es ist so leicht, selbstgefällig zu werden und in Routinen zu verfallen. Denselben Sound zu benutzen wie beim letzten Hit und lediglich eine neue Melodie einzuspielen, ist in der Regel tödlich. Denn man kommt nicht vorwärts. Ich war neulich nach langer Zeit mal wieder auf Ibiza. Ich war schockiert, wie sich die Musik verändert hat. Das hat mich daran erinnert, dass wir anderswo als bei uns selbst anknüpfen müssen. Wenn es einen neuen Sound gibt, dann müssen den alle im Rahmen seiner Halbwertzeit auswringen. Benutzt man den neuen Sound nicht, ist man raus. Benutzt man ihn zu spät, ist man ebenfalls raus.

Oehlen: Stellst du dir die Frage, wie etwas zu Scooter wird, wenn du dich bei anderen bedienst?

Baxxter: Es gibt einen Scooter-Slogan, der lautet: „Transforming the tunes“. Das sagt ja nichts anderes aus als: Wir nehmen etwas und transformieren es zu Scooter.

Oehlen: Kann es sein, dass ihr Musiker sehr locker mit der Frage der Urheberschaft umgeht?

Baxxter: Was hat der Sound einer Bassdrum mit Urheberschaft zu tun? Ärger und Gemecker gibt’s eher, wenn man Melodien oder Harmoniefolgen klaut. Aber wenn sich Leute aufregen, und Urheberschaft reklamieren, frage ich mich immer: Aber ihr habt es doch auch irgendwoher geklaut. Es gibt doch keine Originalität mehr. Es hat doch schon alles gegeben. Sampling ist nur ein anderes Wort für Cut&Paste. Klauen und Selbstbedienung gehören zum Geschäft.

Oehlen: Die herkömmliche Vorstellung sieht den Künstler als komplexe Person, die Ausdruck sucht für das, was er ist, denkt und fühlt. Du stehst eher für das Gegenteil. Du stehst für das Bild des Künstlers, der dem perfekten Track hinterherläuft. Der ist euch mindestens mit „Hyper Hyper!“ einmal gelungen.

Baxxter: In dem Song haben wir alle Bestandteile, über die wir gesprochen haben: der Break, die Stille, die Harmonien, die eine feierliche Gänsehaut erzeugen, den Kommandoton, die Lautstärke. Ein Idealfall und somit nicht, oder sollte ich sagen: leider nicht reproduzierbar. Übrigens war „Hyper Hyper!“ in seiner Urfassung über fünf Minuten lang. Wir haben den Song dann auf drei Minuten dreißig Sekunden gekürzt – die klassische Länge des Pop-Hits. Ich bin mir heute sicher, dass „Hyper Hyper!“ nie ein Hit geworden wäre, wenn wir ihn in seiner ursprünglichen Länge belassen hätten.

Oehlen: Es ist auffällig, dass ihr euch immer an eine Masse wendet und nicht an den einzelnen Hörer.

Baxxter: In „Hyper Hyper!“, also zu einem Zeitpunkt, an dem man uns noch gar nicht kannte, haben wir den Stadionapplaus von Zehntausenden in den Song hineingemischt.

Oehlen: Der suggerierte Massenaufmarsch bedient sich natürlich an Effekten, die schon Leni Riefenstahl zu nutzen wusste. Ihr spielt damit.

Baxxter: Aber Raves sind doch nichts anderes als echte Massenaufmärsche. Die Erfahrungen, die man auf Raves macht, wenn man in der Masse seine Individualität verliert und in ihr aufgeht, sind einzigartig. Schon der Weg zu einer solchen alten Industriehalle, in der ein Rave stattfand, war von Vorfreude geprägt, wenn man schon von Weitem das Vibrieren der Bassdrum im Magen spürte und sich im Kopf die Vorstellung festsetzte: Wenn ich erst einmal in der Halle bin, wird das Dach abheben. Der Stadionapplaus in „Hyper Hyper!“ bezieht sich auf solcherlei befreite Rave-Erfahrungen und nicht auf Hitlers Parteitage.

Oehlen: Ich habe dieses Treffen ja angeregt, weil mich die Frage der totalen Sinnentleerung interessiert, die Frage der Oberflächen. Der Text von „Hyper Hyper!“ ist purer Nonsense. Es handelt sich um die völlige Auflösung von jeglichem Sinn. Mir ist aufgefallen: Das ist Kontaktaufnahme mit reduzierten Mitteln, das ist Touristensprache von einem, der ganz weit weggefahren ist oder abgefahren. Auf jeden Fall muss ich an Trip denken.

Baxxter: Der Schlachtruf „Hyper Hyper!“ ist Weltklasse in dem Sinne, dass der Text in Singapur, in China, in Brasilien, in Europa und in Ägypten gleichermaßen verstanden wird. Den Text gibt es übrigens nur, weil es einen Text zwingend geben muss. Die Menschen reagieren auf die Stimme, nicht auf den Instrumentaltrack darunter. Es gibt in der Popgeschichte nur eine Handvoll Instrumentaltracks, die es zum Hit gebracht haben.

Oehlen: Die Slogans, die von Scooter benutzt werden, wirken wie Infantilisierungshebel: Der Verstand wird an der Kasse abgegeben und dann kann’s losgehen.

Baxxter: Nehmen wir einen Menschen im Publikum, der Probleme hat und sich zergrübelt. Für denjenigen kann es von enormem, rettendem Vorteil sein, sein Hirn an der Garderobe abzugeben und die Sau rauszulassen. Zuviel Grübelei macht die Menschen mürbe.

Oehlen: Warst du schon mal auf dem Kölner Karneval?

Baxxter: Nein, als Nordlicht erschließt sich mir diese Verkleiderei nicht.

Oehlen: Vergiss das, was du im Fernsehen gesehen hast. Das ist entsetzlich. Da geht es um den Kurzschluss von völliger Idiotie und einem Zen-artigen Gleichmut. Die wirklich guten Lieder haben Weisheit und Stumpfsinn so verschmolzen, dass es unentwirrbar ist. Ich denke da an Lieder wie „Wir lassen den Dom in Köln, denn da gehört er hin / Was soll er auch woanders, das macht doch keinen Sinn.“ Da kommt man auch in eine Trance und verliert das Zeitgefühl.

Baxxter: Genial.

Oehlen: Ich denke, dass die Slogans bei Scooter eine ähnliche Funktion haben.

Baxxter: Das sehe ich ähnlich, aber keinesfalls negativ.

Oehlen: Es ist ja auch nicht negativ gemeint.

Baxxter: Wenn wir die Lautstärke auf die Menschen loslassen, und dann rufe ich in die Stille „How much is the fish?“, dann können die Menschen das nicht mehr nachvollziehen. Dann können die nur noch mitmachen.