Brioni (die Insel)
What happened on the Island stays on the Island
Dr. Umberto Angeloni
Am Ende des langen Sommertages, zu Beginn der letzten Nacht, war es diese Geste, so klitzeklein und dennoch groß, mit der sich das Brioni-Gefühl inszenieren ließ: Tom Meggle, vollendet gekleidet wie schon in den Tagen und Nächten zuvor und zuvor, erwies den mit Straßsteinen besetzten Lackschuhen des Japaners Yoshimasa Hoshiba seine Hochachtung – streifte die eigenen ab und tanzte von da an barfuß auf dem Floor, der mit einem Stoff bezogen war, der sich frivolerweise so anfühlte wie Kaschmir (und es wahrscheinlich auch war).
Brioni ist eine kleine Insel vor der Küste Kroatiens. Die gleichnamige Schneidermarke ist durch die Herren Annan, Bond und Schröder weltbekannt geworden, aber die Insel, zu Beginn des 19. Jahrhunderts gleichfalls noch Markenzeichen für Eleganz, geriet in anhaltende Vergessenheit. Seit drei Sommern veranstaltet das Modeunternehmen auf der gleichnamigen Insel ein Polo-Turnier, was die Anwesenheit sowohl des Japaners als auch Tom Meggles erklärt: Meggle präsidiert hier dem Team Cartier. Der Japaner ist Chefredakteur von Oceans, dem „Luxury Life-Conscious Magazine“.
Und noch immer stechen hier die Mücken. Beim Erwachen in einem der schön schlichten Hotelzimmer des „Neptun“ streicht die Hand über den geröteten Punkt, aber der Ärger bleibt aus: Der Stich einer brionischen Mücke adelt. Zwar juckt er hier dann auch nicht anders als sonstwo auf der Welt – aber bedenke doch die Tradition!
Das alte Inselwappen von Brioni zeigte den Polospieler, Insekten kamen darauf nicht vor, aber das Anrecht darauf hätten sie wohl. Denn lange bevor es Polo gab auf der kleinen Insel vor der Küste Istriens; noch bevor in Italien der Luxus-Schneiderbetrieb gegründet wurde, der sich nach dieser Insel benannte; und auch lange vor Marschall Titos Geburt, der die Insel bis zu seinem Tod als sein Refugium betrachtete; bevor all das also, was Brioni heute so interessant, so glamourös, auch etwas bizarr erscheinen läßt, auf der Welt war, gab es auf Brioni vor allem eins, beziehungsweise Milliarden davon: Mücken.
Als Paul Kupelwieser im Sommer 1893 die Gruppe der zwölf Brionischen Inseln von einem Schweizer Marmorhändler kaufte, war er für 75 000 Gulden zum Besitzer eines zwar idyllisch gelegenen, leider aber unbewohnbaren Archipels geworden. Was die Hauptinsel Brioni heute attraktiv erscheinen läßt: Ihre Pininenwälder und die alten Eichen, die Tannen und die Lichtungen, auf denen die Rehe äsen – es ist alles Parkanlage. Als Kuppelwieser im August zum ersten Mal vor der Küste seiner Insel ankert, verfängt er sich undankbarerweise in stachligen Ranken und dunklem Gestrüpp. Nur wenige Insulaner gehörten zum Inventar – und die waren obendrein noch schwerkrank. Im Landesinneren befanden sich Sümpfe, aus denen die Mücken ausschwärmten. Wer auf Brioni blieb, bekam rasch die Malaria.
Aber Kupelwieser, ein Österreicher in seinen Fünfzigern, der bis dahin in Diensten des Albert Baron Rothschild ein Stahlwerk geleitet hatte, war kein Opfer von Immobilienhaien. Er war Romantiker und Geschäftsmann. Und trotz seines etwas hinterwäldlerisch klingenden Namens waren seine Pläne für die Zukunft der Malariainsel großartig gedacht: In den kommenden 10 Jahren verwandelte er Brioni in den elegantesten Ferienort seiner Ära. Nachdem ihm Robert Koch geholfen hatte, die Malariaherde mit Petroleum auszuräuchern, wurde gerodet und neu angepflanzt. Den Gästen standen drei komfortable „Neptun“-Hotels zur Verfügung, die Promenade war unter Arkaden angelegt. Zwischen Brioni und dem Festland verkehrte das erste Dieselschiff Europas, der Golfplatz entlang der Küste wurde gerühmt. Und natürlich gab es damals schon Polo-Turniere. Die geschmackvolle Künstlichkeit der Parklandschaft zog in der Zeit bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Oberschicht des Habsburger Reiches an. Bartholomäus Musil, Küchenchef der Neptun-Hotels veröffentlichte seine Mehlspeisen-Rezepte in Buchform, die großformatige Inselzeitung erschien wöchentlich. Auf Brioni, damals, war man unter sich. Das Meerwasser saphirklar, das Klima angenehm, die grüne Küste Istriens lag auf Sichtweite und dennoch blieb die nahe Insel für die meisten Menschen dort unerreichbar.
Qualitäten, die Brioni noch heute einzigartig machen. Und sie könnten es vor allem sein, die dieser Insel, nach einigen wenigen Baumaßnahmen, eine weltweit einzigartige Zukunft bescheren werden. Denn der Flug in die Karibik dauert lang. Und wenn man erst dort ist, verzweifelt man bald an der Pudrigkeit des Sandes, den saftigen Kokosraspeln, den luxusrenovierten Fischerhütten und dem unendlich vielen Meer ringherum. Die Natur der Karibik wird uns Europäern immer ein entscheidendes Bißchen als künstlich vorkommen. Brioni hingegen ist Europa mit einem eleganten twist.
Gut, der General Aviation Terminal des Flughafens von Pula erinnert momentan noch an eine U-Bahnhaltestelle in Neukölln – aber das sind Kleinigkeiten; es braucht noch einige wenige Baumaßnahmen, wie gesagt.
Die schönen Hotels Neptun I, II und III, die Kupelwieser damals einweihen ließ, gibt es nicht mehr. Natürlich, wie man leider sagen muß, denn gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde selbst Brioni bombardiert. Und danach kam Tito. Es gibt ein kleines Museum, in dem die großformatigen Fotos ausgestellt werden, auf denen man ihn mit Willy Brandt sieht, mit Indira Gandhi und Nasser: Tito, oft ganz in weiß und mit breitkrempigem Hut, kutschierte die Staatsgäste im Elektromobil über seine Insel. Er zeigte ihnen den Zoo, auf dessen Gelände schon Carl Hagenbeck den Nachschub für seinen Tierpark züchten wollte, ließ sein Motorboot durch die Wellen knattern und entspannte sich bei ehrlich empfundener Arbeit an seiner verchromten Drehbank. Im Zoo von Brioni haben Sony und Lanka, zwei Elefanten, mittlerweile sowohl den Beschenkten (Tito), als auch ihre Schenkerin (Gandhi) überlebt.
Die Elektroautos gibt es auch noch. Und seit drei Jahren auch wieder ein Polo-Turnier. Ins Leben gerufen wurde die junge Tradition durch eben die Luxusschneiderei Brioni, die einst, in den zwanziger Jahren, den damals noch prestigeträchtigen Namen der Insel als Firmennamen beanspruchten. Auf Brioni tritt das Team Brioni gegen das Team Cartier an, es gibt ein Team Maybach und eines von Julius Baer. Was auch immer mit dem Golfsport geschehen sein mag – Polo wird elitär bleiben. Das liegt allein an der Anzahl der Ponys, die gebraucht werden. Neben dem Polofeld erstrecken sich die Ställe unter weißen Zelten: 80 Pferde wurden auf die Insel gebracht. Gerüchte, daß Brioni auf Brioni ein Resort errichten werden, gibt es schon seit dem Ende der Neunziger Jahre. Aber auch in diesem Jahr wohnten die Spieler und Zuschauer in dem Hotel Neptun am Hafenbecken, dessen Einrichtung noch sozialistisch rustikal gehalten ist.
Umberto Angeloni, Chef des Hauses Brioni, erinnert sich von 1997 an erfolgversprechende Gespräche mit Four Seasons und Amanresorts über einen Neubau auf Brioni geführt zu haben. Die Attraktion der Insel besteht für jeden Investor in dem herrlichen Ausblick auf eine unbebaute Küste – was wiederum Tito zu verdanken ist, der die istrische Seite zum Sperrgebiet erklären ließ. Aber die kroatische Regierung tut sich schwer damit, die Verwirklichung der ihr vorliegenden Pläne zu ermöglichen. Für Umberto Angeloni ist es klar, weshalb sein Haus gerne auf Brioni investieren will: „Wir machen die edelste Mode der Welt. Wir können deshalb nicht, wie Versace, ein Resort unter unserem Namen in Australien eröffnen. Ein Hotel in Manhattan bringt uns auch nichts. Aber hier, auf Brioni – das wäre logisch; natürlich“.
Wäre es, ja. Natürlich. Aber man befindet sich eben auf dem Balkan. Italien, Triest vor allem, ist nahegelegen – aber wie auch das istrische Festland doch sehr weit entrückt.
Man saß nachts an vanillefarben eingedeckten Tischen auf der Terrasse des Neptun. Der Nachtwind wehte den Pinienduft heran, eine kleine Band spielte Tanzmusik. Es gab Fischsalate und Weine aus der Region. Tito ließ auf Brioni eine eigene Weinsorte herstellen, die er „kleine Rose“ taufte. Der Inselboden besteht aus roter Erde, einer sehr fruchtbaren Sorte, in der von Dalien bis Himbeeren alles gedeiht.
Einer der Geschichte eigenen Natürlichkeit folgend, steht Umberto Angeloni, der intellektuelle Repräsentant des Schneiderhauses, nun, und über hundert Jahre später, erneut vor einer Situation, wie damals Kupelwieser, der phantasievolle Stahlwerksdirektor: An Brioni reizt ihn der Gedanke, eine versunkene Kultur wiederzubringen. Kupelwieser hatte von den Resten der römischen Villen, verborgen irgendwo auf der Insel zwischen Gestrüpp und Sümpfen, erfahren und sah sich zum Helfer der Wiedergeburt eines edlen Ortes berufen. Umberto Angeloni hingegen bekam die eleganten Plakate in die Hände, mit denen in den 10er Jahren die Polo-Saison auf Brioni eröffnet wurde und entdeckte damit eine Eleganz, die es dort einmal gegeben hatte; das schicke Leben zu Zeiten des Dieselschiffs, lange vor der Erfindung des Jets, das in einer Ära des Karibik-Tourismus wieder so ungeheuer erstrebenswert erscheint. Denn die Entlegenheit ist abgeschafft. Exotik ist heute ein leerer Begriff. Exotisch ist ein orange beleuchtetes Industriegebiet, eine leergefegte Autobahn – eine Insel, ein Strand eher nicht mehr. Entlegenheit in offenbarer Nachbarschaft, das Hideaway gleich nebenan, unter sich sein zu können, ohne viel Anreise: Das ist es, wonach Arrivierte heute noch suchen; das ist es, worum es allen, die diesen Sommer nach Brioni gekommen waren, geht.
Im Traum von dem Leben auf einer Insel stoßen Robinson-Phantasie und Kolonialinstinkt aufeinander. Ibiza, Mallorca, Sylt sind ja schön – aber wie Robinson, als Entdecker fühlt sich dort keiner mehr und das Wochenende auf der Insel ist wie eine Fahrt in einen anderen Stadtteil, wo es Fischrestaurants gibt, anderes Wetter, Strände und Meer. Gerhard Schröder, einst der Brioni-Kanzler aus dem Reihenendhaus in Hannover-Zoo, hat für sich und die Patchwork-Familie zwei Etagen eines Vierfamilienhauses auf Borkum gekauft.
Brioni, die Insel, hingegen hat, wie es ausssieht, eine Chance, zu etwas einzigartigem zu werden. Keine Eigenheimsinsel, kein neues Mallorca, sondern Sehnsuchtsort. Unbezahlbar, unbebaubar, uneroberbar auch – noch lange so schön. Eine Schönheit, die an einer tollen Stelle in der Bucht von Verige noch Reste eines römischen Tempels zeigt und ringsum Wiesen und Baumgruppen wie auf einem englischen Landschaftsgemälde. Andererseits, wie etwa im Bereich des Safariparks oder an der Peripherie des Golfplatzes erscheint die Landschaft als ein Themenpark „Afrika in der DDR“.
Eine interessante, auch durchaus ausbaufähige Mischung also. Als Caroline und Ernst August von Hannover kürzlich mit dem Boot vor Brioni ankerten und einen Ausflug auf das Inselgelände machten, ließ sie sich hinterher mit dem Satz zitieren: „Hier kann ich mit offenen Augen träumen“. Weil Gesehenes und Geträumtes auf Brioni ineinander übergeht; sind doch beide – die Insel wie auch Träume – vom Menschen gemacht. Nur: Gegen die arkadischen Landschaften, wie sie heute beispielsweise von Gunther Henn auf dem Gelände der Wolfsburger Autostadt oder derzeit bei Beijing mit der „City of Mobility“ verwirklicht werden, erscheint Brioni als zwar ebenfalls künstliches, dennoch aber klassizistisches Werk. Auf der Insel gibt es keinen Fleck, nicht einmal auf dem Golfplatz, der die Illusion gewachsener Landschaft stört. Allein, das Ganze ist eben perfekt. Ein begehbares, bespielbares Landschaftsgemälde – darum stören die Neubauten auch sehr.
Das Träumen mit offenen Augen, von dem die Prinzessin von Hannover spricht, ist natürlich gerade ihr gerade hier leicht möglich, da Brioni, in bester Tito-Tradition, eine Paparazzi-freie Zone ist. Ein imposanter Kroate, der sich à la Patrick Demarchelier frisiert, zu jeder Tages und Nachtzeit mit breiter Krawatte geschmückt war und nie ohne ein, zwei Digitalkameras mit dicken Objektiven, genießt seine Pionierfunktion sichtlich und spürbar. Tagsüber viel knipsend, überreicht er abends ausgewählten Gästen gerne die Daten-Disks mit seiner Ausbeute. Für Celia von Bismarck wird dieser Fotograf zum Wiedergänger einer Malaria-Mücke aus Kupelwieserscher Zeit. Ohnehin hatte ihre Anreise unter widrigen Umständen leiden müssen: Die malerischen Eindrücke vom Flughafen Pula, der Fährfahrt nach Brioni und der Ankunft im Inselhafen zogen achtlos an ihr vorüber; wie gefesselt hing sie an ihrem Telefon. Die prekäre Situation, die sie fernmündlich zu regeln versuchte, wurde zunächst noch als streng geheim klassifiziert, dann aber ließ sie es durchsickern, was sich in der Nacht zuvor in Berlin ereignet hatte: Als Premierengast von André Hellers „Afrika Afrika!“ war sie dem Motto der Veranstaltung entsprechend in luftiger Kleidung erschienen. Ein Fotograf der Bildzeitung hatte ihr daraufhin in den Ausschnitt gezielt und dieser Einblick war nun, während sie bereits nach Brioni reiste, in der Berliner Ausgabe abgedruckt worden. Zur Teestunde aber meldete angeblich Bildchefredakteur Kai Diekmann selbst, daß er die geplante bundesweite Veröffentlichung dieser Hintergrundstory über Celias Ausschnitt habe stoppen können. Einen ungünstigeren Moment hätte sich der kroatische Paparazzi nicht aussuchen können, um die nun wieder erleichterte Damenrunde an Celias Tisch mit seinem Nebenerwerb vertraut zu machen: Zwinkernd reicht er seine Kamera herum, auf deren Display sich die Dekolletes der ringsum sitzenden Frauen bestaunen lassen, die er unauffällig erbeutet hatte. Es wird nicht einfach, dem stolzen Mann klar zu machen, weshalb er diese Aufnahmen besser rasch löschen soll.
Fraglich, in wessen Auftrag der Mann seine Speicherkarten füllt. Reichlich obskur bleibt zumindest ein Mensch, der sich Monty Shadow nennt und in monogrammierten Hemden herumläuft, die er sich bis auf Knielänge anfertigen läßt. Von ihm heißt es, daß er die Geschäfte der Richemont-Gruppe in Osteuropa strategisch entwickelt. Cartier gehört Richemont. In Osteuropa ist Tom Meggle eine bekannte Persönlichkeit, da er vor einigen Jahren auf Vermittlung jenes Monty Shadow dem kroatischen Ministerpräsidenten eine Cartier-Uhr geschenkt hat. Das war auf einer Veranstaltung, die auch von Fotografen gut besucht war, und Stjepan Mesić nahm nicht einfach nur dieskret die rote Schatulle an sich, sondern packte die Uhr vor den versammelten Objektiven aus, legte sie an und umarmte Meggle – das Geschenk gut sichtbar am Handgelenk. Was also ein Motiv ergab, das auf den Schlagzeilen der Magazine gedeutet wurde als „Cartier kauft Kroatien“. Wenn Tom Meggle heute in ein beispielsweise kroatisches Hotel eincheckt, wird er begrüßt mit: „Ach, Sie sind doch der mit der Uhr!“.
Vielleicht sollte Umberto Angeloni es einmal damit versuchen: Brioni-Anzüge für Mesić; oder dem geschichtlichen Wert der Insel angemessen: Brioni-Anzüge für das ganze kroatische Parlament. Aber mittlerweile, nach 9 Jahren des Verhandelns und Planens auf und um Brioni, erscheint Doktor Angeloni etwas müd. Kupelwieser kämpfte gegen Gestrüpp und Seuche. Bei seinem Ringen um Brioni hat Angeloni heute einen noch widerspenstigeren Gegner kennengelernt: den postsozialistischen Apparat. In dieser Nacht, an dem vanillefarbenen Tisch kündigt Angeloni an, daß es 2007 keine Brioni-Classics mehr auf Brioni gibt, wenn der kroatische Ministerpräsident nicht bald sein Einverständnis mit wesentlichen Veränderungen auf der Insel geben wird. Dann wird diese Insel zurücksinken in ihren Nachmittagsschlaf und ihren einförmigen Traum aus Tagestourismus, Tito-Museum und ratlos herumstehenden Elefanten. Ein Kupelwieser unserer Tage weiß es eben einzuschätzen, ob ein Gestrüpp sich als undruchdringlich erweist.
Der darauf folgende Abend findet statt am Ufer jener Bucht von Verige – einen zehnminütigen Spaziergang vom Hotel entfernt. Die römischen Stufen und Säulen erscheinen gefroren im Licht violetter Scheinwerfer, es gibt ein vanillefarbenes Zelt und diese Tanzfläche, die sich mit dem Wasser eines lauwarmen Sommerschauers vollgesaugt hat.
Angeloni hält eine Rede, in einem Diner-Jacket, das auf die Farbe des Zeltes abgestimmt ist. Dann Ivan Jakovčič, Präsident der Region Istrien: er kündigt große Veränderungen an – was zu erwarten war, natürlich will er das Turnier auch im nächsten Jahr wieder auf der Insel veranstaltet wissen. Aber ob es dann auch tatsächlich voran gehen wird für ein Brioni-Resort?
Die Drinks sind perfekt. Der DJ spielt Klassiker über eine Anlage, die weder zu laut noch zu leise ist. Tänzer geben sich hin zu „I will survive“ - wie überall auf der Welt, wo es schön ist. Das vielleicht letzte Turnier auf Brioni ist gespielt, die letzten Tänze werden getanzt, die letzten Mückenstiche werden noch tagelang wie Orden vorgeführt werden.
Brioni, dieser Insel, die einst von Paul Kupelwiesers Menschenhänden für den Anspruch der Elite seiner Ära geformt wurde, stehen am Morgen danach wieder zweierlei Schicksale offen: Entweder schönster Platz auf Erden; ein Traum vor offenen Augen, der nicht erst wahr werden muß, allenfalls etwas saniert.
Oder aber, nach Abfahrt der letzten Fähre mit Pferden und Menschen, das Riesengrab unserer Ära: Bedeutungslosigkeit.