Die Problem-Löser

Reportage
zuerst erschienen im September 2001 in brand eins
Entführung eines Mitarbeiters in Bolivien? Ärger mit der Polizei in einer afrikanischen Bananenrepublik? Bombendrohung in London? Nur die Nerven behalten: Die Leute von Control Risks regeln das. Weltweit und ganz diskret – damit das Geschäft weitergeht

13 Jahre bei der Polizei in Hamburg, ausgebildet an der Polizeiakademie Hiltrup, höherer Dienst, „und die Polizeiausbildung in Deutschland muss sich nicht verstecken im internationalen Vergleich“, sagt er. Er war Leiter des Dezernats Raub, Erpressung, Geiselnahme und Entführung. 45 Mitarbeiter unter sich, verantwortlich für 1000 Fälle im Jahr, da war er noch nicht einmal 30. Immer einer der Jüngsten, zum Beispiel einer der jüngsten Kriminalräte. Das war doch was. Beeindruckend? Na gut: So eine deutsche Beamtenkarriere klingt, so schnell und erfolgreich sie auch war, wenn sie erzählt wird, immer ein bisschen langweilig.

Jetzt sitzt er im 25. Stock des Treptowers in Berlin. Dichte Business-Atmosphäre, der Turm der Allianz Versicherung ist gleich daneben. Er in einem großen, extrem aufgeräumten Büro mit einer Glaswand, Blick auf die Spree, im Hintergrund der Fernsehturm, wenn er sich nach rechts dreht, Blick auf den Osten der Stadt. Ein großes, kühles Büro, ein 35-jähriger Mann mit jugendlicher Ausstrahlung, unaufdringlich selbstsicher, im schicken, aber unauffälligen blauen Anzug. Auf seinem großen Schreibtisch liegt ganz wenig. Wenn er geht, wird dort nichts mehr liegen, sagt er. Blauer Teppichboden. Unpersönliche Atmosphäre. Clean. Da mag am Abfalleimer ein kleiner Basketballkorb hängen, aber es ist unvorstellbar, dass Frank Michaelis Papier zusammenknüllt und wirft. Passt nicht zu ihm.

Die freie Wirtschaft wirkt hier auch nicht wirklich prickelnd, trotz des Kontrastes. Profit-Center-Chef heute, Beamtenkarriere früher. Aber: Frank Michaelis hat inzwischen Mystik. Und davon nicht wenig. Er benutzt das Wort selbst, er, der sonst Hochdeutsch mit vielen Anglizismen spricht, zieht es in die Länge, es klingt dann wie Mystique, noch mystischer. Das Wort trifft es. Und die Aussprache trifft es. Sein Schreibtisch ist abends aus Geheimhaltungsgründen leer, was tagsüber darauf lag, hat er durch den Schredder gejagt, die Putzfrau soll nichts Interessantes finden.

Michaelis ist General Manager bei Control Risks Deutschland, einer Firma, die berät: Entführung eines Managers in Bolivien? Wir bringen ihn heim, wenn irgend möglich. Festnahme von Mitarbeitern in einer Bananenrepublik? Wir kümmern uns. Angst vor Bombenanschlag? Wir regeln das. Ein Warlord fordert nachdrücklich Kriegssteuer? Wir sagen, ob man die wirklich zahlen muss. Eine flotte Flucht mitten in einem Staatsstreich? Na klar. Der Flughafen ist schon zu? Dann eben mit Jeeps über Gebirgspässe, geht schon. Gerade bei fluchtartigem Verlassen von Krisenregionen gibt es wichtige Regeln: „Man darf nicht zu früh evakuieren, unsere Kunden wollen Geschäfte machen, wer zu früh geht, könnte ein Problem bekommen“, sagt Michaelis. „Die einheimische Regierung verliert vielleicht die Geduld mit dem Investor, wegen dessen mangelnden Vertrauens.“ Das Timing ist also wichtig, auch im Auge des Taifuns. Die Leute von Control Risks sind dafür da, Krisenfachleute. „Wir betreuen jeden Flecken der Welt“, sagt Frank Michaelis. Mit viel Erfahrung, was zu so abgeklärten Sätzen führt wie: „Man darf sich nicht zur Geisel des Risikos machen.“ Keine Angst, die Geschäfte gehen meistens irgendwie weiter.

Gesucht: Leute, die wissen, was wo geht, wen man in welcher Bar ansprechen und was man auf keinen Fall ignorieren darf

Das Gespräch mit dem Security-Manager krankt ein bisschen an der Geheimhaltung. Vieles deutet er nur an, Beispiele dürfen nicht konkret sein, Namen nennt er keine. Dieses Flair, Abenteuergeruch, spielt mit; es fehlen die Gegencheck-Möglichkeiten, das Konkrete, und ich kann es ihm nicht mal übel nehmen. Bekannt ist: Die Firma hat auch eine Abteilung, die sich um IT-Security kümmert, das sei zurzeit bitter nötig, viele Firmen haben das Problem noch nicht richtig erfasst, ältere, computerunerfahrene Herren in den Chefetagen ahnen noch nicht viel davon. Aber: Immer mehr Unternehmen kommen, der Markt wird wachsen. Control Risks berät Firmen bei Produkterpressungen, eine heikle Sache, weil die Konzerne alles gern ohne die Polizei und die Öffentlichkeit regeln würden. Da mache man aber nicht mit. „Wir haben hohe ethische Grundsätze, wenn Firmen sagen, wir wollen keine Polizei, dann sagen wir nein, das ist nicht seriös.“ Bei solchen Sätzen klingt Frank Michaelis sehr nach Businessman. Aber die Mystik verlässt den Raum nie.

Die Control-Risks-Zentrale ist in London, „Victoria Street, schräg gegenüber New Scotland Yard“, insgesamt hat die Aktiengesellschaft 420 feste Mitarbeiter, 17 Außenbüros und in Städten wie Duschanbe und Diyabakir, Taschkent, Brazzaville und Bejing, Lagos und Lima, im Gazastreifen oder in irgendwelchen Homelands Stringer, Leute, die wissen, was dort geht und wie es geht, wie man es im Notfall machen muss, wie viel wem bezahlen, wen man wo in welcher Bar direkt ansprechen kann und was man auf keinen Fall ignorieren darf. Beim Wort Stringer könnte man sich vielleicht, Mystik, Mystik, einen Mann in Khaki vorstellen, der in Bars rumlungert und Whiskey on the rocks kippt. Bei den Außenbüros nicht. „Unser Mann in Singapur ist der Ex-Polizeichef von Hongkong, er war es bis zur Übergabe an die Volksrepublik China.“ In Berlin sitzt seit einiger Zeit ein neuer Fachmann für Osteuropa, ein Holländer, der jahrelang das CR-Büro in Moskau leitete. Davor war er beim holländischen Landesrecherchedienst, der in etwa dem Bundeskriminalamt entspricht, mit dem Aufgabenbereich Osteuropa befasst. Fachmänner mit Kontakten und Ansprechpartnern.

Control Risks bietet Prävention: „Wir bereiten Kunden auf Krisen vor, die ihre Ursache in eher ungewöhnlichen Bereichen haben.“ Michaelis zählt seine Arbeitsbereiche auf: Erpressung, Entführung, Wrongful Detention. Das sind Festnahmen durch die Polizei in Ländern, wo das etwa einer Entführung entsprechen kann. Für Control Risks arbeiten ehemalige Söldner, Soldaten, Geheimdienstler, in den vergangenen Jahren kamen aber vor allem Politologen, Ingenieure und Journalisten dazu. „In Deutschland wird das Wachstum gehemmt durch Rekrutierungsprobleme.“ Die richtigen Leute zu finden sei schwer.

Er bekam übrigens einen Headhunter-Anruf, als er Kriminalrat war. Control Risks schaltet auch Anzeigen, Leute werden dringend gebraucht, aber eben bestimmte Leute, mit bestimmten Fähigkeiten. Der deutsche Markt boome gerade gewaltig, nicht erst seit dem 11. September. Es habe schon vorher angefangen. „Deutsche Unternehmen hinkten den englischen und amerikanischen gewaltig hinterher, was Sicherheitsdenken angeht.“ So war es, inzwischen kommen die Kunden in Mengen. Wegen schlechter Erfahrungen, der Anspruch der Mitarbeiter steige auch, es reiche nicht mehr, sie einfach ins Ausland zu schicken. Zwar kann man die Firma auch kurzfristig buchen, wenn die Kacke schon am Dampfen ist. Aber besser sei natürlich Prävention: „So was sollte man schon überlegt haben, bevor Häuser brennen.“ Was? Notfallszenarien, Evakuierungsübungen, Strukturen schaffen, Teams für den Fall der Fälle festlegen. Die Mitarbeiter sollten wissen, was passieren wird, wenn sie entführt worden sind, wer zuständig ist, dass ihre Angehörigen versorgt werden. Die Firma sollte wissen, wer den Entführten “ zumindest temporär ersetzt“.

Die Grenzen der Kontrolle: Am Morgen des 11. September galt New York in der firmeneigenen Datenbank als sichere Stadt

Der Anschlag auf das World Trade Center hat natürlich für noch mehr Nachfrage gesorgt. „Wir möchten das nicht zur Akquise nutzen“, aber zurzeit geht es wirklich rund. Seine Frau hat kurz nach dem Anschlag das zweite Kind zur Welt gebracht. Die ältere Tochter ist eindreiviertel Jahre alt. „Das ist jetzt Krisenmanagement, gerade in einer Zeit, in der viel zu tun ist, viel Arbeit.“ New York habe alle überrascht. „Sie hätten am 11. September auf unserer Datenbank New York anklicken können, sie wäre eine sichere Stadt genannt worden.“ Der Schreck sorgt für Überreaktionen: „Da ist eine große Verunsicherung in der Wirtschaft, zum Beispiel hatten wir die Anfrage einer Firma: Wir wollen mit ausländischen Kunden auf das Oktobertest in München, geht das? Klar geht das!“ Coolness gehört zur Mystik, dieses “ kalkulierbare Risiken“ eingehen. „Wir sind uns der Risiken bewusst und gehen deshalb weniger Risiken ein.“ In London sitzt die Recherche-Abteilung, CRIS genannt, Control Risks Information Center. 40 Frauen und Männer, die jeden Tag die Datenbank mit den Risiken auf dieser Welt, den Warnungen, den Einschätzungen aktuell halten. Möglichst jede zugängliche offizielle Quelle nutzend, aber auch gefüttert von den Stringern. Der Computer sagt den Abonnenten via Internet beispielsweise, „in welches Hotel Sie gehen können, ohne dass dort Ihre Kreditkarte kopiert wird“. Michaelis holt den Senior Consultant Robin Socha dazu. Der lässt die Datenbank sprudeln. Sie rät gerade dringend ab von Somalia, Afghanistan, Jemen, der zentralafrikanischen Republik Kongo und Sierra Leone, die fünf haben auf den Control-Risks-Karten fünf Sternchen. Alle Länder werden bewertet: Ein Sternchen bekommen die sicheren wie Neuseeland, Australien, die Seychellen, die Malediven, Island. Afghanistan hat seine fünf übrigens schon seit längerem. Deutschland zwei, so viel wie Japan, El Salvador, Polen, die Schweiz, Österreich oder Brasilien. Russland hat sich inzwischen auf drei runtergearbeitet. In der Datei der einzelnen Städte war Deutschland früher fünfmal vertreten, inzwischen zwölfmal, Hannover nur wegen der Expo und damit verbundener Kleinkriminalität. Dresden, Leipzig, Stuttgart, Hamburg, München, Berlin, jede Großstadt. Kleinere Orte tauchen nicht auf, denn dahin gehen ausländische Geschäftsleute selten. Andere Probleme für ausländische Kunden sind auf kleinen Karten mit Titeln wie „European terrorism“ festgehalten: „Ultra-rightists“ steht da, Pfeile deuten auf Ostdeutschland und auf das Ruhrgebiet. Die Texte in der dicken RiskMap 2001 lesen sich wie journalistische Einschätzungen, langweilig-lehrreich.

Socha, am Computer sitzend, ist gesprächiger als Michaelis, nicht so zurückhaltend, Socha redet mehr, hat einen Plauderton, sagt aber gleich am Anfang: „On the record is off the record in diesem Bereich.“ Tatsächlich: Auf die Frage, was genau hat er gesagt, habe ich nachher keine Antwort, nur ein paar Computer-Ausdrucke zu Sicherheitsfragen in Turkmenistan. Und das Zeug wiederum hat einen leichten Volkshochschul-Touch, gekoppelt mit einer Analyse der „New York Times“. Trotzdem: Zu Control Risks gehört Flair wie aus einem Eric-Ambler-Roman, ich bekomme es nicht hin, das völlig wegzudrängen. Socha geht, Michaelis übernimmt wieder das Gespräch: „Diesen Mystik-Bonus, den haben wir. Diese Nische haben wir erfolgreich besetzt, á la: Wenn einer entführt wird, holen wir den da raus.“ Zur Mystik gehört: „Man schafft es, Zuhörer zu fesseln, ein paar Beispiele, ein paar Analysen, man hat sofort die volle Aufmerksamkeit.“ Der Job ist sehr spannend, „weil wir superinternational ausgerichtet sind, weil wir helfen, weil wir praxisorientiert sind, das Bindeglied für unsere Kunden zu den echten Problemen der Welt“. Und da gibt es einige. „Die Welt wird schlechter. Eine Schattenseite der Globalisierung ist: Internationale Firmen sind verletzbar.“ In 120 Ländern ist die Firma vertreten, in 300 Städten. Wenn die Kunden unbedingt einen deutschsprachigen Consultant wollen, geht der jeweilige Experte aus Berlin eben mit nach, sagen wir, Pakistan, Tadschikistan, Bolivien. „Wir wollen, dass jeder Erfahrungen draußen hat.“ Auch Frank Michaelis hat Kunden, die er betreut, egal wo. Kunden sind „70 der Firmen aus der Fortune-100-Liste.“ In Deutschland „ein großer Teil der Dax-Unternehmen“. Namen nennt er natürlich keine.

Wenn ich einen rausbekommen würde - auf einem Kalender steht Audi, „nein, nein, ich fahre nur einen Audi“, sagt er - bestünde die Gefahr, dass er mich erschießt. Halt, das ist ein Witz: „Wir halten uns an die Gesetze der jeweiligen Länder, wir sind keine James Bonds oder Rambos.“ Control Risks stellt keine Bodyguards, „wir haben nur Partner, deren Standards wir schätzen, die wir empfehlen können bei close protection situations“. Anglizismen gehören in der Branche zur Mystik. Nein, wenn er bald für ein paar Wochen als Consultant für eine deutsche Firma in Länder geht mit Dschungeln, Wüsten, Separatisten und anderen Risiken, wird er keine Waffe dabei haben. „Wir beraten nur.“ Der Worst-Case-Umschlag: Informationen aus dem Leben eines potenziellen Entführungsopfers, die es nur selbst kennen kann.

Control Risks wurde 1975 gegründet, war ein Ableger des Versicherers Hogg Robinson, machte sich aber bald selbstständig. „Die Versicherer haben zügig gemerkt, zur Schadenseintrittsminimierung ist Prävention wichtig.“ Diesen Sommer lief „Proof of Life“ mit Meg Ryan und Russell Crowe im Kino. Haben Sie den gesehen, Herr Michaelis? Er lacht, was ja heißt, und sagt: „Wir stehen als Berater im Abspann.“ Teile des Films spielen in Südamerika, Russell Crowe gibt den Fachmann einer Firma, die Entführungsopfer rausschlägt. In Hollywood-Movies macht der Star das natürlich persönlich. „Aber so geht das nicht, wir ziehen nicht selber los, wir beraten und kennen die Umstände in dem Land.“ Die Leute vor Ort wüssten beispielsweise, welchen Pfarrer man als Bote zwischenschalten könne. Wer von welchen Entführern als integer angesehen werde. „Übrigens, wir partizipieren nicht an Lösegeldzahlungen und bekommen keine Prozente, auch wenn wir es runterhandeln.“ Michaelis erklärt die andere Datenbank, in der alle Entführungen erfasst sind, „nicht nur die, bei denen wir eingeschaltet wurden. Die Datenbank muss sich vor keiner staatlichen verstecken.“ Die Fachleute kennen natürlich die üblichen Preise in Bolivien, “ das ist nun mal eine Entführungs-Hochburg“. Der Film war Mystik. Der Titel „Proof of Life“ ist aber Experten-Talk. Hat die Firma einen Kontrakt mit Control Risks, füllen die Mitarbeiter, die gesichert werden sollen, einen Proof of Life aus. „Mit Fragen wie beispielsweise: Wie hieß die Katze des Nachbarn, mit der Sie als Zehnjähriger immer gespielt haben? Fragen, auf die wirklich nur derjenige die Antworten kennen kann.“ Dazu Fingerabdrücke genommen, Schriftproben, aber auch Antworten gegeben auf die Frage, wer im Falle der Entführung informiert werden soll. Welche Ex-Frau, welche Geliebte. „Es gibt sehr komplizierte, parallel laufende Familienverhältnisse.“ Und Datenschutz. „Das alles muss man dem Arbeitgeber nicht offenbaren, das liegt versiegelt in einem Tresor und wird einmal im Jahr von der Person selbst aktualisiert.“ Der Worst-Case-Umschlag wird nur geöffnet, wenn die Person entführt wurde.

Entführungsopfer werden ab und an ermordet. „Es gibt keine Garantie, nur die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, davonzukommen. Eine Minderheit überlebt nicht.“ Wobei es dafür einen seltsamen Grund gibt: Viele Manager halten Krankheiten geheim, weil sie denken, es schade der Karriere, wenn der Arbeitgeber von Asthma, Diabetes oder regelmäßig einzunehmenden, lebenswichtigen Medikamenten wisse. Sie trauen den versiegelten Notfallumschlägen oft nicht. “ Entführungsopfer sterben, wenn Gesundheitsdaten nicht bekannt sind.“ Und wie er das sagt, kommt wieder dieses Söldner-Flair hoch.

Ehemalige englische Geheimdienstler und Soldaten gründeten Control Risks, sie sind immer noch in der Firma, tragen kräftig zur Mystik bei. „Alte Haudegen, die haben noch den Empire-Flair“, sagt Michaelis. 85 Prozent der Control-Risks-Aktien gehören den Mitarbeitern, fast alle sind Aktionäre. Der Kriminalrat a. D. auch. „Ich bin zufrieden.“ Die Anteile werden nicht an der Börse gehandelt, einmal im Jahr wird der Kurs der Aktien festgelegt, jedes Jahr werden sie wertvoller. Wer aus der Firma ausscheidet, muss seine Anteile verkaufen. Der große Konkurrent, Kroll Associates in Amerika, hat sogar einen höheren Umsatz. Was aber daran liegt, dass „die auch gepanzerte Autos und solche Sachen verkaufen“. Die Branche boomt. Der Tagessatz pro eingesetztem Control-Risks-Mitarbeiter beträgt inzwischen 2000 Euro. Wenn jemand heikle Aufgaben in Südamerika erledigt oder an anderen unfreundlichen Orten, ist er höher.

Jetzt kommt ein heikler Punkt des Interviews: Vor kurzem fiel Control Risks auf, weil die Firma im Auftrag des MG-Technologies-Managements (ehemals Metallgesellschaft) einen der Großaktionäre, Otto Happel, ausgeforscht hat. Happel hatte sich mit der MG-Geschäftsführung über Bilanzen gestritten, Sonderprüfungen verlangt, war vor Gericht gezogen. Control Risks in der Rolle des Schnüfflers, das klingt doch eher nach Privatdetektei, nicht nach Mystik? Michaelis dazu: „Wir machen auch Corporate Investigation, sind aber keine klassischen Detektive. Nur Informationsbeschaffer.“ Zuständig sei eine andere Abteilung, in Räumen am gleichen Gang. Control Risks, das ist aus seinen nächsten Sätzen rauszuhören, will sich wegducken. Ist verständlich, so etwas dürfte die Mystik reduzieren.

Obwohl, die ist so vage, wird nicht mal angekratzt, als Frank Michaelis mich mit dem Flair eines Chefs einer banalen Sachbearbeiterabteilung zum Aufzug bringt. Bald wird er in Südamerika sein. Kurz zu Hause. Dann sofort weiter nach Südostasien gehen, für Security sorgen. Mehr kann er nicht sagen. Geheim! So etwas lässt schon die Fantasie tanzen, auch wenn der, der es sagt, durchaus Karrierebeamter sein könnte.